De Bréif vum Här Alain Thorn un de Chamberpresident zum Thema Ombudsman

Dëse Bréif, den vum 10. September 2012 datéiert, ass vu grondleeënder Wichtegkeet wann een sech fir de Fonctionnement vun eisem Rechtsstaat interesséiert.   Op kee Fall hat dee Bréif dat verdéngt wat en Deel vun de Medien doraus gemaach hat. Och d’Aentwert vun der Madame Err op dee Bréif ass him net gerecht ginn.

Den Auteur verdeedegt a séngem Bréif op eng ganz engagéiert a gutt argumentéiert Manéier de „secret professionnel“ an de „secret médical“. Hien mecht virun allem och eng Rei vun grondsätzlechen Iwwerleeungen iwwer d’Institutioun vum Ombudsman – déi eng politesch Komponent huet – an dat besonnesch och am Kontext vun der Onofhängegkeet an dem eegenen Kompetenzberäich vun der Justiz.

Ech hat gefrot fir dat dee Bréif  a séng Thematik an denen  zoustännegen Chamberkommissiounen (Famill a Gesondheet) sollten diskutéiert ginn. Ob dat scho geschitt ass, wees ech leider nët.

Et muss och ënnerstrach ginn, dat dee Bréif näicht vu senger Aktualitéit verluert huet. Den aktuellen Ombudsman – d’Madame Lydie Err – mecht sech an hirem „Rapport d’activité“ 2011 – 2012 dofir staark, dat den Ombudsman nach soll bedeitend méi Kompetenzen kréien. Besonnech déi Fuerderung dat den Ombudsman soll eng „compétence générale“ hunn an dat als „institution extraordinaire“, an dat och nach besonnech am Beräich vun de Mënscherechter, wierft eng ganz Rei vu Froen op. Déi Fuerderungen sollten jiddefalls ganz kritesch an besonnesch och am Liicht vum Här Thorn sengen Observatiounen analyséiert ginn.

Ech soen dem Här Thorn villmools Merci fir séng frëndlech Erlaabnis fir säi Bréif op dësem Blog därfen ze publizéieren.

Hei ass den Text vum Bréif den ech jidderengem wärmstens recommandéieren:

http://fkartheiser.lu/wp-content/uploads/2013/02/BreifThorn.pdf

 

 

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Serie vun Artikelen vum Här Dr. Robert Thill-Heusbourg zum Thema Euthanasie: „Die Aufgabe der palliativen Kultur und die neue Gesellschaftsordnung“

Die Aufgabe der palliativen Kultur und die neue Gesellschaftsordnung

 Eine Anwort nicht nur auf Henri Etienne

 Dr. Robert Thill-Heusbourg

Facharzt für Neurologie

Diplom für Psychotherapeutische Medizin

  

1.Euthanasie ist das falsche Wort.

 Euthanasie heisst bewusstes Töten eines Menschen mit den Unterscheidungen freiwillig, nicht freiwillig und unfreiwillig. Die Depenalisierung des Tötens , das Aufgeben des „Tötungsverbots“ zerstört ein Fundament unserer Gesellschaftsordnung. Das Wort Euthanasie dient dazu, den wahren Sachverhalt zu beschönigen bzw zu verschleiern.

Es gibt keinen „guten Tod“ und das gute Sterben ist noch seltener als das gute Leben.

Laut Definition der Weltgesundheitsorganisation ist die Palliativmedizin „die aktive, ganzheitliche Behandlung von Patienten mit einer voranschreitenden, weit fortgeschrittenen Erkrankung und einer begrenzten Lebenserwartung in der Zeit, in der die Erkrankung nicht mehr auf eine kurative Behandlung anspricht und die Beherrschung von Schmerzen, andere Krankheitsbeschwerden, psychologische, soziale und spirituelle Probleme höchste Priorität besitzt.“

Erstaunlich und paradox ist, dass gerade diejenigen, die sich bisher für die Entwicklung von ganzheitlichen, nachhaltigen und technik-kritischen Konzepten in der Gesellschaft und in der Medizin eingesetzt haben, die von Gewaltfreiheit und von der Welt als einem bewohnbaren Haus gesprochen haben, jetzt gegen all diese Grundsätze verstossen und eine Lösung vorschlagen, die vom Lösungskonzept her aus der Steinzeit kommt und auf eine sehr komplexe Frage eine sehr einfältige und technische Antwort gibt. Töten haben die Menschen immer schon gekonnt, aber die Antworten der Palliativ-Medizin stellen den eigentlichen Paradigmen-Wechsel dar.

 

2. Moralischer und legaler Missbrauch sind vor-programmiert

Es ist der Anfang vom Ende der Solidargemeinschaft; das , was heute ein Recht ist, wird in den Köpfen vieler Menschen bald zur Pflicht. Anstatt die Schwächsten unserer Gesellschaft am stärksten zu schützen, werden hier Schwellen bewusst erniedrigt und alte, kranke und behinderte Mitbürger sind dem Druck ihres sozialen Umfeldes ungeschützt ausgesetzt. Es darf nie soweit kommen, dass jemand sich rechtfertigen muss, weil er auf Unterstützung und Pflege angewiesen ist.

Dieses Gesetz wird in unserer Gesellschaft der gut Funktionierenden und der knappen Ressourcen unsere Auffassung von Leiden, Behinderung und chronischer Krankheit radikal zum Nachteil der Betroffenen ändern.

Man nehme nur das Beispiel von Mme Debaine in Frankreich, die vor kurzem ihre erwachsene behinderte Tochter in der Badewanne ertränkt hat und vor Gericht jetzt freigesprochen wurde. Eine Frau Liliana Miranda hat hierzu im Editorial der Tageszeitung „Le Quotidien“ vom 11.4.2008 einen selten unverantwortlichen und gefährlichen Artikel geschrieben, in dem sie die Tat dieser Mutter als verständlich und nachvollziehbar beschreibt und Unverständnis dafür äussert, dass in unserer Geselllschaft Gerichte sich anmassten, sich mit solchen Fällen zu befassen(…)Diese junge schwer behinderte Frau hatte eben gerade das nicht bekommen, was ihr eigentlich zustand: ein Platz in einem professionellen Pflege-Zentrum, wo sie rund um die Uhr von Menschen betreut wird, die dieser Aufgabe und Belastung gewachsen und entsprechend ausgebildet sind. Allein zuhause war ihre Mutter natürlich mit der Betreuung überfordert und dann kommt es , so wie auch hier in Luxemburg, öfters zu einer chronischen schlechten Betreuung, die manchmal sogar einer chronischen Misshandlung entspricht, welche nur durch institutionelle Betreuungsstrukturen vor dem Hintergrund einer funktionierenden Pflege-Gesetzgebung beendigt werden kann. Eltern und Familienangehörige sind leider nicht immer die besten Betreuer.

Und Frau Miranda schreibt dann neben anderen Ungeheuerlichkeiten :„Ce qui est réellement  dérangeant, c‘est que la justice se mette à jouer un rôle qui ne devrait pas lui incomber. Celui de trancher à la tête du client dans ce genre d‘affaires, pourtant si délicates“.

Was soll denn bitte sonst die Aufgabe der Justiz sein, wenn Eltern ihre Kinder töten?

In einem solchen Fall nach Euthanasie zu rufen, ist ja eben dann gerade das, was wir unter der „pente glissante“ verstehen. Anstatt dass wir jedem das geben , was er braucht und worauf er ein Anrecht hat, wird der behinderte oder kranke Mensch auf eine menschliche „Minimal-Version“ reduziert („handicapée à 90 %“, auch wenn das medizinisch gesehen Unsinn ist), man spricht von „légumes“, und dann lässt man das Töten nicht nur zu, sondern fordert es geradezu heraus und somit hat die Gesellschaft sich auch das Nachdenken über Defizite der Betreuungsstrukturen erspart.

 

3. Töten ist keine Aufgabe der Medizin

Dieses Gesetz ändert nicht nur unsere Auffassung über die Ausübung von Medizin , sondern auch unsere Auffassung, wie wir mit chronischer Krankheit umgehen.

Es geht vor allem darum, Gebrechlichkeit und Leiden in eine umfassende Sicht des Menschseins zu integrieren. Hilfsbedürftigkeit widerspricht nicht der Würde des Menschen, sondern gehört zum Wesen des Menschseins, weil es zu seiner Endlichkeit gehört.

Es ist die Aufgabe des Arztes,das Leben zu schützen, Krankheiten vorzubeugen, Leiden zu lindern und manchmal auch zu heilen, und im übrigen immer zu begleiten und zu trösten.

Es kann nie Aufgabe eines Arztes sein, seinen Patienten zu töten. Das Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient ist darauf begründet, dass der Arzt ihn nicht allein lassen wird und dass er ihn auch bis in den Tod hinein begleiten wird und sterben lässt, wenn es soweit ist. Die moderne Medizin verfügt heute über alle Mittel, dieses Sterben so zu gestalten, dass dies mit einem Minimum an körperlichen oder psychischen Schmerzen verbunden ist. Der Gesetzesvorschlag zur Euthanasie ist nicht nur gefährlich, sondern einfach überflüssig.

Es ist zu befürchten, dass mit einer gesetzlichen Freigabe Ärzte und Pflegekräfte gedrängt werden, auch ökonomischen Interessen nachzugeben. Die Tötung auf Verlangen widerspricht dem Berufsethos und würde das Vertrauensverhältnis zwischen Patienten, Ärzten und Pflegekräften nachhaltig beinträchtigen.

Euthanasie heisst, den Sterbenden isolieren und töten: der verordnete Tod (Euthanasie: isoler et faire mourir : la mort donnée.)

Palliativ heisst, den Sterbenden begleiten und sterben lassen: der angenommene Tod. (Palliatif: accompagner et laisser mourir : la mort acceptée.)

4. Die medizinische Beihilfe zur Selbsttötung ist in Wirklichkeit eine medizinische Aufforderung zur Selbsttötung und hat nichts mehr mit Medizin zu tun. (le suicide médicalement assisté équivaut à un suicide médicalement provoqué)

Für den gläubigen Menschen bedeutet Gnade letztendlich, dass es niemals zu spät ist in der Beziehung zwischen Gott und dem Menschen, eine in der Psychiatrie grundlegende Botschaft, die auch nicht-transzendent gedeutet werden kann in dem Sinn, dass es niemals zu spät für einen Neu-Anfang ist.

Im Film des polnischen Regisseurs Kieslowski über das 5.Gebot, wo im Vorraum der Todeszelle der Anwalt des kurz vor der Hinrichtung stehenden jugendlichen Mörders dem ungeduldigen Gefängnisdirektor über Telefon immer wieder ausrichten lässt, dass er noch nicht mit seinem letzten Gespräch fertig sei und ihm dann zum Schluss einfach entgegen schreit: „Ich werde hier niemals sagen, dass ich fertig bin“, stellt dies die zentrale nicht-religiöse Aussage in einer atheistischen Welt dar.

Als Nervenarzt habe ich diese Gesinnung des „es ist niemals zu spät“ jedem Patienten gegenüber auszustrahlen und wenn ich einmal nicht mehr dazu fähig bin, gebietet mir mein Standesethos, den Patienten an einen anderen Arzt zu verweisen, der diese Hoffnung noch glaubwürdig leben kann, denn diese ist die Grundlage jeder Therapie.

Wenn man in der Psychiatrie Hemm-Schwellen abbaut, bedeutet dies eine Aufforderung zum Suizid, und diese ist strafbar.

Als Nervenarzt bin ich dazu ausgebildet worden und stehe ich auch täglich in der Notaufnahme der neurologischen und psychiatrischen Poliklinik vor der Aufgabe, Menschen mit Wahrnehmungsstörungen unterschiedlicher Genese davon zu überzeugen, dass ihre subjektiv empfundene Wertlosigkeit (Selbst-Entwertung) nicht als Ausgangspunkt für selbst-destruktive Tendenzen genommen werden soll, sondern dass ich mich mit diesem Menschen auf den Weg mache, Orientierung an einer höheren Auffassung von Wert und Würde zu suchen. (cf Transzendenz-Idee des Individuums)

Das heisst, dass ich schon berufsmässig dazu aufgefordert bin, Selbst-Enwertungen im allgemeinen und als Handlungsgrundlage im besonderen in Frage zu stellen; nur ein erfahrener Arzt für Neurologie und Psychiatrie kann die Einschränkung der Kritikfähigkeit eines Patienten richtig einschätzen.

Madame Marie de Hennezel, Berichterstatterin für die französische Regierung zur Bestandsaufnahme der Palliativmedizin in Frankreich („La France palliative“), schreibt, dass der Mensch oft am Ende seines Lebens sein Selbstbild („image de soi“) verliert und dass dieser Verlust nur von den anderen Menschen korrigiert werden kann. Dieser Auftrag ist jedem von uns in der Begegnung mit kranken und sterbenden Menschen gegeben.

Jacques Lacan, der grosse französische Psycho-Analytiker schreibt in einem allgemeineren Zusammenhang : „c’est le regard de l’autre qui me constitue“.

Leben in Würde kann somit zur Gemeinschaftsaufgabe werden, und einen suizidgefährdeten Menschen auf seinem Weg der Selbstabwertung und Selbsttötung nicht liebe- und respektvoll in Frage zu stellen, bedeutet eigentlich, ihm ein Menschenrecht zu versagen.

Es handelt sich also um eine « non-assistance à personne en danger ».

In der Psychiatrie und Psychotherapie lernen wir, wie mit suizidgefährdeten und suizid-willigen Patienten umzugehen ist, wir erlernen Techniken der kognitiven und emotionalen Restrukturation, um Einfluss zu nehmen auf  Eigen-Dynamik entwickelnde negative Gedanken-Spiralen.

Wenn ein Arzt bei einem akut suizidgefährdeten-oder suizidwilligen Patienten es verabsäumt, einen Psychiater zu Rate zu ziehen oder die Unterbringung des Patienten in einer psychiatrischen Anstalt zu beantragen, kann er wegen unterlassener Hilfeleistung angeklagt werden.

Der Auftrag, mit akut suizidgefährdeten oder suizid-willigen Menschen umzugehen, ist zurecht in die alleinige Fachkompetenz eines psychotherapeutisch ausgebildeten Nervenarztes gegeben worden.

Der Auftrag, eine durch psychische oder geistige Störungen verursachten Einschränkung der Willens-und Entscheidungsfähigkeit rechtlich qualifiziert und gültig zu beurteilen, ist sowohl im Zivil-als auch im Strafrecht zurecht in die alleinige Kompetenz eines Nervenarztes gegeben worden.

Und jetzt soll dann nach den Bestimmungen des Gesetzesvorschlages « pour le droit de mourir en dignité » eine « medizinisch ausweglose Situation », die mit « unerträglichem und anhaltenden psychischen Leiden » und « ohne Aussicht auf Besserung » einhergeht, sogar im Hinblick auf den unwiderruflichen Tötungsakt von einem jedem Arzt und unabhängig von seiner fachlichen Qualifikation gültig beurteilt werden können ?

5. Autonomie, Freiheit und Selbstbestimmungsrecht des Einzelnen enden dort, wo Autonomie, Freiheit und Selbstbestimmungsrecht des Anderen beginnen.

Martin Buber schreibt: “Zwang und Unterwerfung widersprechen der menschlichen Würde; Freiheit ist ein Steg, aber kein Wohnraum.“

Freiheit und Autonomie sind also keine Werte an sich, sondern erhalten ihren Wert erst durch die Gestaltung des Freiraumes, den sie ermöglichen.

In seinem Artikel « Plaidoyer contre une dépénalisation de l’euthanasie » schreibt Norbert Campagna : » Il convient ici de faire une distinction entre ce qui est intrinsèquement indigne et ce qui est perçu comme indigne. Si une société décente se doit de reconnaître à chacun un droit absolu au respect de sa dignité intrinsèque –humaine – elle ne doit pas à chacun la reconnaissance d’un droit absolu au respect de sa dignité perçue. On pourra certes discuter sur la question de la délimitation, mais il est néanmoins déjà important de faire la distinction. Aucun impératif d’ordre public ne justifie une atteinte à la dignité personnelle, mais des impératifs d’ordre public (la protection des plus faibles) peuvent justifier une relativisation du respect de la dignité individuelle. Ne pas distinguer la personne ou le sujet transcendental de l’individu empirique est l’une des plus graves maladies culturelles de notre temps. »

Und an anderer Stelle : »Les droits de l’individu ne sont pas tout, et il faut, même parmi les droits, établir une hiérarchie qui, pour être établie, doit se référer à autre chose que les droits. »

Wenn wir Schwellen abbauen, welche Schwächere schützten, dann sind eben die Freiheitsrechte dieser Menschen massiv in Frage gestellt und die Begriffe der „Autonomie“ und der „Freiheit“ werden hier nur als „trompe l‘œil“ gebraucht.

Es kann dabei sowohl einen Konflikt zwischen Selbstbestimmungsrecht und Fürsorgeverpflichtung einerseits als auch einen Konflikt zwischen Individualwohl und Gemeinschaftswohl andererseits geben, die in der Bewertung jedes Einzelfalls berücksichtigt werden müssen.

Aus einer Stellungnahme der Bürgerinitiative „action pour la vie et contre l’euthanasie“:

„Der Gesetzesvorschlag beruht auf einem Rechtsverständnis, das in beunruhigender Weise symptomatisch ist für die tiefen Risse in unserem sozialen Netz. Es stellt aus extrem liberaler Sicht die sogenannte Entscheidungsfreiheit des einzelnen vor die Sozialverträglichkeit und die Nachhaltigkeit. Hat unser Rechtssystem bald nur mehr zum Ziel, einen Rahmen möglicher „Optionen“ bereitzustellen, oder behält es die Funktion, den Schwächeren Schutz zu gewähren – namentlich denen, die durch die Euthanasie in Zugzwang geraten, die Vereinsamten, die in schwierigen Beziehungsverhältnissen lebenden? Zudem verkennt der Gesetzesvorschlag, dass aus pflege-und medizinethischer Sicht die Anerkennung der Autonomie des Patienten zwar eine wesentliche und überaus notwendige Rolle spielt aber auch andere Prinzipien   (Nichtschaden, Gerechtigkeit, Wohlergehen) als ebenbürtige normative Grundlagen herangezogen werden sollten.“

Vor allem auf hochbetagte und/oder pflegebedürftige Menschen wächst durch die Freigabe der Euthanasie der gesellschaftliche Druck, sich selbst den Tod zu wünschen.In Deutschland wurde dafür 1998 der Ausdruck „Sozialverträgliches Frühableben“ als „Unwort des Jahres“ definiert. Durch das gesetzliche Verbot der Tötung auf Verlangen werden Menschen vor diesem Druck geschützt. Niemand muss sich für sein Angewiesensein auf Pflege und Unterstützung rechtfertigen.

Emmanuelle Cinquir spricht davon, dass es in Bezug auf die Gemeinschaft erst die Gebote und Gelübde seien, welche Freiheit ermöglichten.(„Les vœux sont là pour la liberté »)

Erst in der bewussten Entscheidung zur Respektierung von Grenzen wird es möglich, dass sich unsere Handlungs-und Wahl-Möglichkeiten nicht im Beliebigen verzetteln, sondern im Zentrum unseres Anliegens verdichten und dann vervielfältigen, so wie  im Konzept der Palliativ-Medizin erst das Respektieren des Tötungsverbots das Freisetzen von anderen schöpferischen Kräften ermöglicht.

In “accompagner et laisser mourir” beschreibt Marie de Hennezel diese Einstellung als den eigentlichen Paradigmen-Wechsel.

« Nous avons été confrontés à ces situations limites devant lesquelles on s’incline humblement. Nous avons éprouvé alors le sentiment qu’il peut être plus humain d’accéder au voeu de mourir de celui ou de celle qui n’en peut plus. Oui, cela nous est arrivé. Mais nous ne pouvions pas pour autant donner délibérément la mort à nos patients. Pas seulement parce que ce n’était pas légal. Parce que notre mission était d’être le plus créatif possible pour trouver des solutions aux situations les pires. Nous pratiquions alors le „laisser mourir“ bien avant qu’il ne soit institué par la loi Leonetti. Nous endormions la personne, grâce à une sédation contrôlée, et nous encouragions les proches à l’accompagner dans une veille pleine de douceur. «

6. Emotionen ersetzen nicht die Analyse

Und Meinungen ersetzen keine Argumente. Das Gewissen ist die letzte Norm, aber nicht die höchste. Ein Gewissen muss gebildet werden und eine Meinung ist nur soviel wert, wie sie sich auf korrekte Information und Reflexion stützen kann. Sehr viele Menschen, die sich in dieser Debatte zu Wort melden, haben nur wenig Ahnung von der Problematik und dazu gehören leider auch viele politische Entscheidungsträger. Die wenigsten haben Erfahrung in der schweren Aufgabe, kranke und sterbende Menschen zu begleiten . Auch wenn Politiker es nicht gerne hören, so sind es doch noch immer jene Ärzte, welche Tag für Tag mit dieser Aufgabe konfrontiert sind, die am besten qualifiziert sind, um in diesen Fragen gehört zu werden und Entscheidungen zu treffen.

Es ist auch klar, dass deshalb ärztlicherseits der Handlungsbedarf zuerst und vor allem in der Palliativ-Medizin und nicht im „verordneten Tod“ gesehen wird; als Berufsgruppe werden die Ärzte hier zu Handlangern von nicht-medizinischen Interessen gemacht.

7. Es geht nicht um ein Versagen der Medizin an sich

 Die beunruhigenden und schrecklichen Berichte über Erlebnisse von „unwürdigem“ Sterben, von denen so viele Menschen berichten, sind nicht auf ein Versagen der Medizin an sich zurückzuführen. Sie sind einerseits Hinweis auf die abnehmenden Fähigkeiten unserer Gesellschaft, den Umgang mit Sterben und Tod in unser Leben zu integrieren und andererseits Zeugnis von strukturellen und persönlichen Unzulänglichkeiten im Bereich von noch ungenügend in palliativ-medizinischen Konzepten ausgebildeten Aerzten, Pflegekräften und anderen Angehörigen der Heilberufe. Wir brauchen in all diesen Berufen Menschen, die zuallererst Hörende und Empfangende sind und die  sich Zeit nehmen für ein begleitendes Teilnehmen an einem gemeinsamen Weg, wo jeder –auch der Kranke selbst- Gebender und Nehmender werden kann.

In unseren Krankenhäusern, Alters-und Pflegeheimen besteht noch immer ein erschreckender Mangel an qualifiziertem Personal, welcher dem Wunsch nach Euthanasie indirekt Vorschub leistet.

8. Wir brauchen nicht nur eine palliative Medizin, sondern eine palliative Kultur.

Mir können nicht zuviel an „palliativer Kultur“ haben und deswegen sind die diesbezüglichen Aussagen von Herrn Huss und des belgischen Onkologen Dr Lossignol gegen „le tout-palliatif“ und gegen den „acharnement palliatif“, was soviel wie „palliativer Übereifer“ heissen soll, nicht nur unsachlich und polemisch, sondern auch gefährlich, denn sie zeigen uns, dass diese nicht verstanden haben, was das Wort „palliativ“ eigentlich bedeutet.

„Pallium“ bedeutet übersetzt einfach „(Schutz-)Mantel“ und palliativ bedeutet somit, dass jeder, und zwar prioritär die Schwächsten unserer Gesellschaft, am stärksten ge-und beschützt werden und das bekommen, was sie für ein „Leben in Würde“ benötigen, und dies kommt noch vor einem „Sterben in Würde“.

In die Politik übersetzt heisst das, dass wir nicht nur eine palliative Medizin, sondern darüber hinaus eine palliative Kultur entwickeln müssen, ohne die erstere weder begründet noch ausgebaut werden kann. Es ist dies eine „Leitkultur“, die sich zum Ziel setzt, dass alles gedacht und getan wird, dass gerade die Schwächsten unserer Gesellschaft an der Gemeinschaft ohne besondere Einladung oder Fremdhilfe teilnehmen können.

Und diese palliative Kultur beginnt schon bei der Höhe der Bürgersteige und bei der Länge der „Grünphasen“ bei unseren Fussgänger-Übergängen. Erstere wurden nämlich an vielen Stellen auf 3-5 cm erniedrigt, aber ohne dabei zu bedenken, dass ältere und behinderte Menschen mit ihrem Gehgestell oder Rollstuhl dort oft an diesem Hindernis scheitern, da sie nicht mehr die Kraft  zum Hochheben haben. Meine Mutter (82) hatte es vor kurzem in Luxemburg-Stadt noch einmal versucht, von ihrem Altersheim St Jean beim „Rousegärtchen“ bis zu ihrer Buchhandlung in der Bourbonstrasse zu gehen und dann stand sie auf einmal in der Avenue de la Liberté mitten auf der Fahrbahn, und die Grünphase war natürlich für Fussgänger schon beendet und sie schaffte es einfach nicht, ihr Gehgestell über dieses 5 cm hohe  gedankenlos angebrachtes und nutzloses Hindernis hinwegzuheben. Gottseidank half ihr ein Fremder, auf den Gehsteig hinaufzukommen. Nun traut sie sich nicht mehr auf die Strasse und sie fühlt sich überflüssig und für die Mitmenschen zur Last und Belastung geworden. Sie kann aus diesem Grund in der Stadt auch nicht mehr mit dem Bus fahren, da ihr sehr oft freiwillig kein Sitzplatz angeboten wird und der Bus meistens so schnell anfährt, dass sie schon zu Boden gestürzt ist, bevor sie überhaupt einen Sitzplatz erreichen könnte. Gleiches gilt für Fahrten mit dem Zug, wo niemand mehr fragt, ob einer der Passagiere Hilfe beim Ein-und Aussteigen brauche, usw.

Ich habe es immer schon gesagt, dass die Vorbereitung zum Euthanasie-Denken schon beim öffentlichen Transport beginnt.

Wenn wir es nicht schaffen, diesen schwächeren Mit-Menschen, welche nicht mehr so gut und so schnell „funktionieren“, das Gefühl zu geben, dass sie ge-und beschützt (siehe „Pallium“) werden, dann brauchen wir uns auch nicht zu wundern, wenn sie früh- und vorzeitig bereit sind, Schluss zu machen und ihrem Leben ein Ende zu bereiten (bereiten zu lassen), sobald sie auf die Hilfe und Unterstützung anderer Menschen angewiesen sind.

9. Es handelt sich nicht um eine religiöse Frage

 Die Behauptung, dass die Gegnerschaft zur Euthanasie ja nur aus religiösen Gründen erfolge, welche somit für alle nicht religiös gebundenen Menschen ohne Belang seien, ist eine der vielen Umdeutungsversuche der Pro-Euthanasie-Bewegung, welche wir klar zurückweisen können, wie es ja aus allem bisher Gesagten schon hervorgeht. Wir müssen uns andererseits sehr bemühen, einen intelligenten und respektvollen Umgang mit unseren politischen Gegnern zu fordern und zu fördern und dies setzt zuerst einmal voraus, dass beide Seiten grundsätzlich darin übereinstimmen, das es kluge und intelligente Gläubige und kluge und intelligente Atheisten gibt. Diese Diskussion wird in Luxemburg aber derzeit von einem wenig intelligenten und wenig gebildeten atheistischen Fundamentalismus bestimmt, welcher geistig im „Kulturkampf“ des vorletzten Jahrhunderts stehen geblieben ist, wobei die meisten christlichen Kirchen sich in den letzten 150 Jahren sehr positiv und welt-und geist-offen weiterentwickelt haben. Beide Weltanschauungen, ob religiös oder atheistisch, haben eine gemeinsame Verantwortung für die friedliche Entwicklung unsererer Welt, und der geistlose Hass gegen alles Religiöse, dem wir täglich in den meisten unserer Medien begegnen, ist sicher keine Werbung für den Atheismus „made in Luxembourg“ und der arme  Sokrates würde sich im Grab umdrehen, wenn er wüsste, wofür sein Name bei uns missbraucht wird.

10.Der Rechtsstaat ist in Gefahr

Dieses Gesetz ändert zuletzt nicht nur unsere Auffassung des Rechtsstaates, sondern den Rechtsstaat selbst.

Es geht um den Entwurf einer neuen Gesellschaft und die Autoren des Gesetzesvorschlags Err/Huss haben dies auch nie zu verheimlichen versucht. Es geht in diesem Gefolge auch um die Neu-Definition von Leben, Sterben und Tod und hier beginnt auch das Problem für unseren Rechtsstaat, denn die neue Gesellschaftsordnung untergräbt wesentliche bisher tragende Elemente.

Das Prinzip, dass das Leben zu schützen sei, ist eines der Fundamente unseres Rechtsstaats. Menschen die Verfügungsgewalt über die Beendigung des Lebens anderer Menschen zuzusprechen, hat eine nicht übersehbare Tragweite und birgt die Gefahr der schleichenden Ausweitung der Tötung auf Verlangen auf andere Patienten, die nicht danach verlangen. Der Akt vollzogener Tötung auf Verlangen ist unwiderruflich und nur schwer vor Missbrauch zu schützen, wobei wie schon oben beschrieben der moralische Missbrauch oft dem legalen vorausgeht.

Oft ist die Not der Angehörigen bzw. des sozialen Umfelds größer als die (subjektive) Not der Patienten. Aus meiner Erfahrung weiss ich, dass die gezielte Unterstützung von Angehörigen auch Patienten spürbar entlasten kann.

Eines der grossen Ziele der Pro-Euthanasie-Bewegung ist das Schaffen einer neuen Gesellschaftsordnung und die Sprachregelungen des Gesetzesvorschlags Err/Huss wollen – wie in Belgien und den Niederlanden- den Boden hierfür bereiten.

Im Bereich der Anwendungsbedingungen ist es sehr problematisch, dass einerseits das Palliativgesetz von einer „phase avancée ou terminale d’une affection grave et incurable“ und andererseits der Gesetzesvorschlag Err/Huss „sur le droit de mourir en dignité“ von einer „situation médicale sans issue“ plus „souffrance physique ou psychique constante et insupportable sans perspective d’amélioration“ spricht. Beide Definitionen treffen eben auch auf Menschen zu, die nicht am Sterben sind, wie Mme Sébire, Hugo Claus, die Tochter von Mme Debaine und viele andere, welche noch Jahre vor sich hatten und nicht ein paar Tage oder Wochen.

Wenn die Technik der terminalen oder palliativen Sedierung auf diese Menschen angewandt wird, entspricht dies wirklich unserer (und nicht nur christlicher) Definition nach einem Mord und sie unterscheidet sich nur technisch, aber nicht moralisch von der Euthanasie und bleibt somit auch weiterhin strafgesetzlich als solcher zu ahnden.

Wir kannten bisher auf unseren Intensivstationen und auch im hausärztlich versorgten Bereich dieses Problem nicht, weil die palliative oder terminale Sedierung sich auf Menschen beschränkt hat, deren Lebenserwartung nicht in Monaten oder Jahren, sondern in Tagen oder Wochen zu zählen war.In diesen Fällen herrscht Übereinstimmung, dass jene Sedierung,welche auf dem Weg zur Symptom-Kontrolle nötig war und dabei den ¨schnelleren“  Tod als Nebenwirkung billigend in Kauf genommen hat, qualitativ nicht als Mord einzustufen war, da nicht nur das Ziel ein anderes, nämlich die Linderung von Schmerzen war, sondern da auch die Definition des Sterbenden nicht umstritten war.

Diese palliative oder terminale Sedierung wird aber dann unausweichlich zum Mord, wenn sie bei Menschen wie Madame Sébire, der Tochter von Mme Debaine oder Hugo Claus angewendet wird, da hier die Gesellschaft (und die Medizin) bisher nicht davon ausgegangen sind, dass der Sterbeprozess schon begonnen habe. Die Anwendungsbedingungen des Euthanasie-Gesetzesvorschlags werden zum Beispiel natürlich auch öfters auf einen schwer depressiven Menschen zutreffen, aber hier ist es ja Gott sei Dank noch den meisten von uns klar (nicht so in den Niederlanden und in Belgien), dass dieser weder euthanasiert noch palliativ/terminal sediert werden solle, denn beides wäre Mord, beziehungsweise im Fall einer Beihilfe zum Suizid schlicht und einfach „non-assistance à personne en danger“.

Das wichtigste Problem besteht in diesem Zusammenhang darin, dass die Autoren des Gesetzesvorschlags Err/Huss unter der Fahne von Freiheit, Autonomie und Selbstbestimmung das Recht auf Sterben schlechthin, und damit ein neues Gesellschaftsmodell einführen wollen, wo der Sterbeprozess paradoxerweise und parallel zum Lebens-und Altersprozess schon bei der Empfängnis beginnt und jeder –gewissermassen als Freiheitsoption- für sich selbst oder auch für andere, denen wir das Selbstbestimmungsrecht noch nicht oder nicht mehr zusprechen, bestimmen kann, wann bei ihm das Sterben begonnen hat.

Bei Hugo Claus eben schon viele Jahre vor seinem natürlichen Ende, bei der behinderten Tochter von Mme Debaine, welche von ihrer Mutter in der Badewanne ertränkt wurde, wären es Jahrzehnte gewesen und bei Mme Sébire eben noch Jahre usw. Das klingt dann so, wie Mme Liliana Miranda es implizit in ihrem unsäglichen Editorial im „Quotidien“ vom 11. April 2008 geschrieben hat, dass das Sterben eben auch dann beginnen kann, wenn ich für mich selbst oder (wie im Fall Debaine) für einen anderen entscheide, das solches Leben ja eigentlich kein richtiges Leben mehr sei. Es ist das zweifelhafte Verdienst von Mme Miranda, zum ersten Mal ganz klar geschrieben zu haben, worum es hier geht und sie lieferte in der Luxemburger Euthanasie-Diskussion das erste Beispiel dafür , wie schnell mit diesem Euthanasie –Gesetzesvorschlag die „pente glissante“ vom moralischen Missbrauch direkt zum legalen Missbrauch führen kann.

Somit irrt der Text von Henri Etienne auch hier. Das Palliativgesetz ist für unseren Rechtsstaat keine Gefahr, denn es stellt -im Gegensatz zum Euthanasie-Gesetzesvorschlag- nicht das Strafgesetz in Frage, sondern ist diesem (zurecht) ohne vorhergehende Abänderungen in allen Anwendungsbereichen unterworfen.

Die eigentlich neue Wahl-Möglichkeit, welche Mme Err und Herr Huss uns geben wollen, ist die zu einer neuen Definition von Sterben, von Autonomie und Freiheit. Es geht bei ihnen eben nicht nur um den „droit de mourir dans la dignité“, sondern um den „droit de mourir“ an sich: Die Definitionen in ihrem Gesetzesvorschlag sind deshalb bewusst ganz subjektiv gehalten, denn es soll ja in Zukunft nur das betroffene Subjekt selbst bestimmen können, wann der Zeitpunkt gekommen ist, und dies entspricht dann eben nach ihrer Definition allein dem Begriff der „Würde“: „pas de dignité sans le droit de mourir“.

 

Luxemburger Wort

17.5.2008

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Als Erënnerung fir d’CSV: d’Léier vun der Kierch zum Thema Homosexuellen-„Bestietnis“.

Hei ass d’Léier vun der kathoulescher Kierch zum Thema  Homosexuellen-„Bestietnis“, kopéiert vun der Spaweckssäit vum Vatikan: www.vatikan.va. Dësst Dokument ass vum 3. Juni 2003. De Kolleegen Deputéierten vun der CSV recommandéieren ech besonnech dëse Paragraph:

„Wird der gesetzgebenden Versammlung zum ersten Mal ein Gesetzesentwurf zu Gunsten der rechtlichen Anerkennung homosexueller Lebensgemeinschaften vorgelegt, hat der katholische Parlamentarier die sittliche Pflicht, klar und öffentlich seinen Widerspruch zu äußern und gegen den Gesetzesentwurf zu votieren. Die eigene Stimme einem für das Gemeinwohl der Gesellschaft so schädlichen Gesetzestext zu geben, ist eine schwerwiegend unsittliche Handlung.“

 
 

KONGREGATION FÜR DIE GLAUBENSLEHRE

ERWÄGUNGEN ZU DEN ENTWÜRFEN EINER RECHTLICHEN ANERKENNUNG DER LEBENSGEMEINSCHAFTEN ZWISCHEN HOMOSEXUELLEN PERSONEN

EINLEITUNG

1. Verschiedene Fragen bezüglich der Homosexualität sind in letzter Zeit mehrmals von Papst Johannes Paul II. und den zuständigen Dikasterien des Heiligen Stuhls erörtert worden.(1) Es handelt sich nämlich um ein beunruhigendes moralisches und soziales Phänomen, auch in jenen Ländern, in denen es in der Rechtsordnung keine Beachtung findet. Noch bedenklicher wird es aber in den Ländern, die den homosexuellen Lebensgemeinschaften eine rechtliche Anerkennung, die in einigen Fällen auch die Befähigung zur Adoption von Kindern einschließt, bereits gewährt haben oder gewähren wollen. Die vorliegenden Erwägungen enthalten keine neuen Lehraussagen, sondern wollen die wesentlichen Punkte zu dem Problem in Erinnerung rufen und einige Argumente rationaler Natur liefern, die den Bischöfen bei der Abfassung von spezifischeren Stellungnahmen entsprechend den besonderen Situationen in den verschiedenen Regionen der Welt helfen können; solche Stellungnahmen werden darauf ausgerichtet sein, die Würde der Ehe, die das Fundament der Familie bildet, sowie die Stabilität der Gesellschaft, deren grundlegender Bestandteil diese Institution ist, zu schützen und zu fördern. Diese Erwägungen haben auch zum Ziel, die katholischen Politiker in ihrer Tätigkeit zu orientieren und ihnen die Verhaltensweisen darzulegen, die mit dem christlichen Gewissen übereinstimmen, wenn sie mit Gesetzesentwürfen bezüglich dieses Problems konfrontiert werden.(2) Weil es sich um eine Materie handelt, die das natürliche Sittengesetz betrifft, werden die folgenden Argumente nicht nur den Gläubigen vorgelegt, sondern allen Menschen, die sich für die Förderung und den Schutz des Gemeinwohls der Gesellschaft einsetzen.

I. NATUR UND UNVERZICHTBARE MERKMALE DER EHE

2. Die Lehre der Kirche über die Ehe und die Komplementarität der Geschlechter legt eine Wahrheit vor, die der rechten Vernunft einsichtig ist und als solche von allen großen Kulturen der Welt anerkannt wird. Die Ehe ist nicht eine beliebige Gemeinschaft von menschlichen Personen. Sie wurde vom Schöpfer mit einer eigenen Natur sowie eigenen Wesenseigenschaften und Zielen begründet.(3) Keine Ideologie kann dem menschlichen Geist die Gewissheit nehmen, dass es eine Ehe nur zwischen zwei Personen verschiedenen Geschlechts gibt, die durch die gegenseitige personale Hingabe, die ihnen eigen und ausschließlich ist, nach der Gemeinschaft ihrer Personen streben. Auf diese Weise vervollkommnen sie sich gegenseitig und wirken mit Gott an der Zeugung und an der Erziehung neuen Lebens mit.

3. Die natürliche Wahrheit über die Ehe wurde durch die Offenbarung bekräftigt, die in den biblischen Schöpfungsberichten enthalten ist und auch die ursprüngliche menschliche Weisheit zum Ausdruck bringt, in der sich die Stimme der Natur selbst Gehör verschafft. Das Buch Genesis spricht von drei grundlegenden Aspekten des Schöpferplanes über die Ehe.

Zum einen wurde der Mensch, das Abbild Gottes, «  als Mann und Frau  » geschaffen (Gen 1,27). Als Personen sind Mann und Frau einander gleich, in ihrem Mann- und Frausein ergänzen sie einander. Die Sexualität gehört einerseits zur biologischen Sphäre, wird aber andererseits im menschlichen Geschöpf auf eine neue, und zwar auf die personale Ebene erhoben, wo Natur und Geist sich miteinander verbinden.

Zum anderen wurde die Ehe vom Schöpfer als die Lebensform gegründet, in der sich jene Gemeinschaft unter Personen verwirklicht, die die Ausübung der Geschlechtlichkeit einbezieht. «  Darum verlässt der Mann Vater und Mutter und bindet sich an seine Frau, und sie werden ein Fleisch  » (Gen 2,24).

Schließlich wollte Gott der Einheit von Mann und Frau eine besondere Teilhabe an seinem Schöpfungswerk geben. Deshalb segnete er den Mann und die Frau mit den Worten: «  Seid fruchtbar, und vermehrt euch  » (Gen 1,28). Nach dem Plan des Schöpfers gehören also die Komplementarität der Geschlechter und die Fruchtbarkeit zum Wesen der ehelichen Institution.

Darüber hinaus ist die eheliche Gemeinschaft zwischen Mann und Frau von Christus zur Würde eines Sakramentes erhoben worden. Die Kirche lehrt, dass die christliche Ehe ein wirksames Zeichen des Bundes zwischen Christus und der Kirche ist (vgl. Eph 5,32). Diese christliche Bedeutung der Ehe schmälert keineswegs den tief menschlichen Wert der ehelichen Verbindung von Mann und Frau, sondern bestätigt und bekräftigt ihn (vgl. Mt 19,3-12; Mk 10,6-9).

4. Es gibt keinerlei Fundament dafür, zwischen den homosexuellen Lebensgemeinschaften und dem Plan Gottes über Ehe und Familie Analogien herzustellen, auch nicht in einem weiteren Sinn. Die Ehe ist heilig, während die homosexuellen Beziehungen gegen das natürliche Sittengesetz verstoßen. Denn bei den homosexuellen Handlungen bleibt «  die Weitergabe des Lebens […] beim Geschlechtsakt ausgeschlossen. Sie entspringen nicht einer wahren affektiven und geschlechtlichen Ergänzungsbedürftigkeit. Sie sind in keinem Fall zu billigen  ».(4)

Homosexuelle Beziehungen werden «  in der Heiligen Schrift als schwere Verirrungen verurteilt… (vgl. Röm 1,24-27; 1 Kor 6,10; 1 Tim 1,10). Dieses Urteil der Heiligen Schrift erlaubt zwar nicht den Schluss, dass alle, die an dieser Anomalie leiden, persönlich dafür verantwortlich sind, bezeugt aber, dass die homosexuellen Handlungen in sich nicht in Ordnung sind  ».(5) Dieses moralische Urteil, das man bei vielen kirchlichen Schriftstellern der ersten Jahrhunderte(6) findet, wurde von der katholischen Tradition einmütig angenommen.

Nach der Lehre der Kirche ist den Männern und Frauen mit homosexuellen Tendenzen «  mit Achtung, Mitleid und Takt zu begegnen. Man hüte sich, sie in irgendeiner Weise ungerecht zurückzusetzen  ».(7) Diese Personen sind wie die anderen Christen gerufen, ein keusches Leben zu führen.(8) Aber die homosexuelle Neigung ist «  objektiv ungeordnet  »,(9) und homosexuelle Praktiken gehören «  zu den Sünden, die schwer gegen die Keuschheit verstoßen  ».(10)

II. HALTUNGEN GEGENÜBER DEM PROBLEM DER HOMOSEXUELLEN LEBENSGEMEINSCHAFTEN

5. Die zivilen Autoritäten nehmen gegenüber dem Phänomen der faktisch bestehenden homosexuellen Lebensgemeinschaften verschiedene Haltungen ein: Manchmal beschränken sie sich darauf, das Phänomen zu tolerieren; manchmal fördern sie die rechtliche Anerkennung solcher Lebensgemeinschaften mit dem Vorwand, hinsichtlich einiger Rechte die Diskriminierung jener Menschen zu vermeiden, die mit einer Person des gleichen Geschlechts zusammenleben; in einigen Fällen befürworten sie sogar die rechtliche Gleichstellung der homosexuellen Lebensgemeinschaften mit der Ehe im eigentlichen Sinn, ohne die rechtliche Möglichkeit zur Adoption von Kindern auszuschließen.

Wo der Staat eine Politik der Toleranz des Faktischen betreibt, die nicht das Bestehen eines Gesetzes einschließt, das solchen Lebensformen ausdrücklich eine rechtliche Anerkennung verleiht, müssen die verschiedenen Aspekte des Problems sorgfältig unterschieden werden. Das Gewissen fordert in jedem Fall, Zeugnis abzulegen für die ganze sittliche Wahrheit, der sowohl die Billigung homosexueller Beziehungen wie auch die ungerechte Diskriminierung homosexueller Menschen widerspricht. Deshalb sind diskrete und kluge Stellungnahmen nützlich, die zum Beispiel folgenden Inhalt haben könnten: den instrumentalen oder ideologischen Gebrauch aufdecken, den man von einer solchen Toleranz machen kann; den unsittlichen Charakter dieser Art von Lebensgemeinschaften klar herausstellen; den Staat auf die Notwendigkeit hinweisen, das Phänomen in Grenzen zu halten, damit das Gewebe der öffentlichen Moral nicht in Gefahr gerät und vor allem die jungen Generationen nicht einer irrigen Auffassung über Sexualität und Ehe ausgesetzt werden, die sie des notwendigen Schutzes berauben und darüber hinaus zur Ausbreitung des Phänomens beitragen würde. Jene, die diese Toleranz gebrauchen, um bestimmte Rechte für zusammenlebende homosexuelle Personen einzufordern, müssen daran erinnert werden, dass die Toleranz des Bösen etwas ganz anderes ist als die Billigung oder Legalisierung des Bösen.

Werden homosexuelle Lebensgemeinschaften rechtlich anerkannt oder werden sie der Ehe gleichgestellt, indem man ihnen die Rechte gewährt, die der Ehe eigen sind, ist es geboten, klar und deutlich Einspruch zu erheben. Man muss sich jedweder Art formeller Mitwirkung an der Promulgation und Anwendung von so schwerwiegend ungerechten Gesetzen und, soweit es möglich ist, auch von der materiellen Mitwirkung auf der Ebene der Anwendung enthalten. In dieser Materie kann jeder das Recht auf Einspruch aus Gewissensgründen geltend machen.

III. RATIONALE ARGUMENTE GEGEN DIE RECHTLICHE ANERKENNUNG HOMOSEXUELLER LEBENSGEMEINSCHAFTEN

6. Um zu verstehen, weshalb es notwendig ist, sich in dieser Weise den Instanzen entgegenzustellen, die die Legalisierung der homosexuellen Lebensgemeinschaften anstreben, bedarf es einiger spezifischer ethischer Erwägungen, die sich auf unterschiedlichen Ebenen bewegen.

In Bezug auf die rechte Vernunft

Die Aufgabe des staatlichen Gesetzes ist gewiss im Vergleich zu der des sittlichen Gesetzes von begrenzterem Umfang.(11) Das staatliche Gesetz kann aber nicht in einen Widerspruch zur rechten Vernunft treten, ohne seinen das Gewissen bindenden Charakter zu verlieren.(12) Jedes von Menschen erlassene Gesetz hat den Charakter eines Gesetzes, insoweit es mit dem natürlichen Sittengesetz, das von der rechten Vernunft erkannt wird, übereinstimmt und insbesondere die unveräußerlichen Rechte jeder Person achtet.(13) Die Gesetzgebungen zu Gunsten der homosexuellen Lebensgemeinschaften widersprechen der rechten Vernunft, weil sie der Lebensgemeinschaft zwischen zwei Personen desselben Geschlechts rechtliche Garantien verleihen, die jenen der ehelichen Institution analog sind. In Anbetracht der Werte, die auf dem Spiel stehen, könnte der Staat diese Lebensgemeinschaften nicht legalisieren, ohne die Pflicht zu vernachlässigen, eine für das Gemeinwohl so wesentliche Einrichtung zu fördern und zu schützen, wie es die Ehe ist.

Man kann sich fragen, wie ein Gesetz dem Gemeinwohl widersprechen kann, das niemandem eine besondere Verhaltensweise auferlegt, sondern sich darauf beschränkt, eine faktische Gegebenheit zu legalisieren, die dem Anschein nach niemandem Unrecht zufügt. In diesem Zusammenhang ist es notwendig, vor allem den Unterschied zu bedenken zwischen dem homosexuellen Verhalten als einem privaten Phänomen und demselben Verhalten als einer im Gesetz vorgesehenen und gebilligten sozialen Beziehung, aus der man eine der Institutionen der Rechtsordnung machen möchte. Das zweite Phänomen ist nicht nur schwerwiegender, sondern hat eine sehr umfassende und tiefgehende Tragweite und würde die gesamte soziale Struktur in einer Weise verändern, die dem Gemeinwohl widerspräche. Staatliche Gesetze sind Strukturprinzipien des Lebens der Menschen in der Gesellschaft, zum Guten oder zum Bösen. Sie spielen «  eine sehr wichtige und manchmal entscheidende Rolle bei der Förderung einer Denkweise und einer Gewohnheit  ».(14) Lebensformen und darin sich ausdrückende Modelle gestalten das gesellschaftliche Leben nicht nur äußerlich, sondern neigen dazu, bei den jungen Generationen das Verständnis und die Bewertung der Verhaltensweisen zu verändern. Die Legalisierung von homosexuellen Lebensgemeinschaften würde deshalb dazu führen, dass das Verständnis der Menschen für einige sittliche Grundwerte verdunkelt und die eheliche Institution entwertet würde.

In biologischer und anthropologischer Hinsicht

7. Den homosexuellen Lebensgemeinschaften fehlen ganz und gar die biologischen und anthropologischen Faktoren der Ehe und der Familie, die vernünftigerweise eine rechtliche Anerkennung solcher Lebensgemeinschaften begründen könnten. Sie sind nicht in der Lage, auf angemessene Weise die Fortpflanzung und den Fortbestand der Menschheit zu gewährleisten. Ein eventueller Rückgriff auf die Mittel, die ihnen durch die neuesten Entdeckungen im Bereich der künstlichen Fortpflanzung zur Verfügung gestellt werden, wäre nicht nur mit schwerwiegenden Mängeln an Achtung vor der menschlichen Würde behaftet,(15) sondern würde diese ihre Unzulänglichkeit in keiner Weise beheben.

Den homosexuellen Lebensgemeinschaften fehlt auch gänzlich die eheliche Dimension, welche die menschliche und geordnete Form der geschlechtlichen Beziehungen ausmacht. Sexuelle Beziehungen sind menschlich, wenn und insoweit sie die gegenseitige Hilfe der Geschlechter in der Ehe ausdrücken und fördern und für die Weitergabe des Lebens offen bleiben.

Wie die Erfahrung zeigt, schafft das Fehlen der geschlechtlichen Bipolarität Hindernisse für die normale Entwicklung der Kinder, die eventuell in solche Lebensgemeinschaften eingefügt werden. Ihnen fehlt die Erfahrung der Mutterschaft oder der Vaterschaft. Das Einfügen von Kindern in homosexuelle Lebensgemeinschaften durch die Adoption bedeutet faktisch, diesen Kindern Gewalt anzutun in dem Sinn, dass man ihren Zustand der Bedürftigkeit ausnützt, um sie in ein Umfeld einzuführen, das ihrer vollen menschlichen Entwicklung nicht förderlich ist. Eine solche Vorgangsweise wäre gewiss schwerwiegend unsittlich und würde offen einem Grundsatz widersprechen, der auch von der internationalen Konvention der UNO über die Rechte der Kinder anerkannt ist. Demgemäß ist das oberste zu schützende Interesse in jedem Fall das Interesse des Kindes, das den schwächeren und schutzlosen Teil ausmacht.

In sozialer Hinsicht

8. Die Gesellschaft verdankt ihren Fortbestand der Familie, die in der Ehe gründet. Die unvermeidliche Folge der rechtlichen Anerkennung der homosexuellen Lebensgemeinschaften ist, dass man die Ehe neu definiert und zu einer Institution macht, die in ihrer gesetzlich anerkannten Form die wesentliche Beziehung zu den Faktoren verliert, die mit der Heterosexualität verbunden sind, wie zum Beispiel die Aufgabe der Fortpflanzung und der Erziehung. Wenn die Ehe zwischen zwei Personen verschiedenen Geschlechts in rechtlicher Hinsicht nur als eine mögliche Form der Ehe betrachtet würde, brächte dies eine radikale Veränderung des Begriffs der Ehe zum schweren Schaden für das Gemeinwohl mit sich. Wenn der Staat die homosexuelle Lebensgemeinschaft auf eine rechtliche Ebene stellt, die jener der Ehe und Familie analog ist, handelt er willkürlich und tritt in Widerspruch zu seinen eigenen Verpflichtungen.

Um die Legalisierung der homosexuellen Lebensgemeinschaften zu stützen, kann man sich nicht auf das Prinzip der Achtung und der Nicht-Diskriminierung jeder Person berufen. Eine Unterscheidung unter Personen oder die Ablehnung einer sozialen Anerkennung oder Leistung sind nämlich nur dann unannehmbar, wenn sie der Gerechtigkeit widersprechen.(16) Wenn man den Lebensformen, die weder ehelich sind noch sein können, den sozialen und rechtlichen Status der Ehe nicht zuerkennt, widerspricht dies nicht der Gerechtigkeit, sondern wird im Gegenteil von ihr gefordert.

Auch auf das Prinzip der rechten persönlichen Autonomie kann man sich vernünftigerweise nicht berufen. Eine Sache ist es, dass die einzelnen Bürger frei Tätigkeiten ausüben können, für die sie Interesse hegen, und dass diese Tätigkeiten im Großen und Ganzen in den allgemeinen bürgerlichen Freiheitsrechten Platz haben. Eine ganz andere Sache ist es, dass Tätigkeiten, die für die Entwicklung der Person und der Gesellschaft keinen bedeutsamen, positiven Beitrag darstellen, vom Staat eine eigene qualifizierte rechtliche Anerkennung erhalten. Die homosexuellen Lebensgemeinschaften erfüllen auch nicht in einem weiteren analogen Sinn die Aufgaben, deretwegen Ehe und Familie eine eigene qualifizierte Anerkennung verdienen. Es gibt jedoch gute Gründe zur Annahme, dass diese Lebensgemeinschaften für die gesunde Entwicklung der menschlichen Gesellschaft schädlich sind, vor allem wenn ihr tatsächlicher Einfluss auf das soziale Gewebe zunehmen würde.

In rechtlicher Hinsicht

9. Weil die Ehepaare die Aufgabe haben, die Folge der Generationen zu garantieren, und deshalb von herausragendem öffentlichen Interesse sind, gewährt ihnen das bürgerliche Recht eine institutionelle Anerkennung. Die homosexuellen Lebensgemeinschaften bedürfen hingegen keiner spezifischen Aufmerksamkeit von Seiten der Rechtsordnung, da sie nicht die genannte Aufgabe für das Gemeinwohl besitzen.

Nicht zutreffend ist das Argument, dass die rechtliche Anerkennung der homosexuellen Lebensgemeinschaften notwendig wäre, um zu verhindern, dass die homosexuell Zusammenlebenden auf Grund der bloßen Tatsache ihres Zusammenlebens die wirksame Anerkennung der allgemeinen Rechte verlieren, die sie als Personen und als Bürger haben. In Wirklichkeit können sie jederzeit wie alle Bürger, ausgehend von ihrer persönlichen Autonomie, auf das allgemeine Recht zurückgreifen, um rechtliche Situationen von gegenseitigem Interesse zu schützen. Es ist jedoch eine schwerwiegende Ungerechtigkeit, das Gemeinwohl und die authentischen Rechte der Familie zu opfern, um Güter zu erlangen, die auf Wegen garantiert werden können und müssen, die nicht für die ganze Gesellschaft schädlich sind.(17)

IV. VERHALTENSWEISEN DER KATHOLISCHEN POLITIKER IN BEZUG AUF GESETZGEBUNGEN ZU GUNSTEN HOMOSEXUELLER LEBENSGEMEINSCHAFTEN

10. Wenn alle Gläubigen verpflichtet sind, gegen die rechtliche Anerkennung homosexueller Lebensgemeinschaften Einspruch zu erheben, dann sind es die katholischen Politiker in besonderer Weise, und zwar auf der Ebene der Verantwortung, die ihnen eigen ist. Wenn sie mit Gesetzesvorlagen zu Gunsten homosexueller Lebensgemeinschaften konfrontiert werden, sind folgende ethische Anweisungen zu beachten.

Wird der gesetzgebenden Versammlung zum ersten Mal ein Gesetzesentwurf zu Gunsten der rechtlichen Anerkennung homosexueller Lebensgemeinschaften vorgelegt, hat der katholische Parlamentarier die sittliche Pflicht, klar und öffentlich seinen Widerspruch zu äußern und gegen den Gesetzesentwurf zu votieren. Die eigene Stimme einem für das Gemeinwohl der Gesellschaft so schädlichen Gesetzestext zu geben, ist eine schwerwiegend unsittliche Handlung.

Wenn ein Gesetz zu Gunsten homosexueller Lebensgemeinschaften schon in Kraft ist, muss der katholische Parlamentarier auf die ihm mögliche Art und Weise dagegen Einspruch erheben und seinen Widerstand öffentlich kundtun: Es handelt sich hier um die Pflicht, für die Wahrheit Zeugnis zu geben. Wenn es nicht möglich wäre, ein Gesetz dieser Art vollständig aufzuheben, könnte es ihm mit Berufung auf die in der Enzyklika Evangelium vitae enthaltenen Anweisungen «  gestattet sein, Gesetzesvorschläge zu unterstützen, die die Schadensbegrenzung eines solchen Gesetzes zum Ziel haben und die negativen Auswirkungen auf das Gebiet der Kultur und der öffentlichen Moral vermindern  ». Voraussetzung dafür ist, dass sein «  persönlicher absoluter Widerstand  » gegen solche Gesetze «  klargestellt und allen bekannt  » ist und die Gefahr des Ärgernisses vermieden wird.(18) Dies bedeutet nicht, dass in dieser Sache ein restriktiveres Gesetz als ein gerechtes oder wenigstens annehmbares Gesetz betrachtet werden könnte. Es geht vielmehr um einen legitimen und gebührenden Versuch, ein ungerechtes Gesetz wenigstens teilweise aufzuheben, wenn die vollständige Aufhebung momentan nicht möglich ist.

SCHLUSS

11. Nach der Lehre der Kirche kann die Achtung gegenüber homosexuellen Personen in keiner Weise zur Billigung des homosexuellen Verhaltens oder zur rechtlichen Anerkennung der homosexuellen Lebensgemeinschaften führen. Das Gemeinwohl verlangt, dass die Gesetze die eheliche Gemeinschaft als Fundament der Familie, der Grundzelle der Gesellschaft, anerkennen, fördern und schützen. Die rechtliche Anerkennung homosexueller Lebensgemeinschaften oder deren Gleichsetzung mit der Ehe würde bedeuten, nicht nur ein abwegiges Verhalten zu billigen und zu einem Modell in der gegenwärtigen Gesellschaft zu machen, sondern auch grundlegende Werte zu verdunkeln, die zum gemeinsamen Erbe der Menschheit gehören. Die Kirche kann nicht anders, als diese Werte zu verteidigen, für das Wohl der Menschen und der ganzen Gesellschaft.

Papst Johannes Paul II. hat die vorliegenden Erwägungen, die in der Ordentlichen Versammlung dieser Kongregation beschlossen worden waren, in der dem unterzeichneten Kardinalpräfekten am 28. März 2003 gewährten Audienz approbiert und ihre Veröffentlichung angeordnet.

Rom, am Sitz der Kongregation für die Glaubenslehre, am 3. Juni 2003, dem Gedenktag der heiligen Märtyrer Karl Lwanga und Gefährten.

Joseph Card. Ratzinger Präfekt

Angelo Amato, S.D.B. Titularerzbischof von Sila Sekretär


(1) Vgl. Johannes Paul II., Ansprachen beim Angelus, 20. Februar 1994 und 19. Juni 1994; Ansprache an die Teilnehmer der Vollversammlung des Päpstlichen Rates für die Familie, 24. März 1999; Katechismus der Katholischen Kirche, 2357-2359, 2396; Kongregation für die Glaubenslehre, Erklärung Persona humana, 29. Dezember 1975, 8; Schreiben über die Seelsorge für homosexuelle Personen, 1. Oktober 1986; Einige Erwägungen bezüglich der Antwort auf Gesetzesvorschläge über die Nicht-Diskriminierung homosexueller Personen, 24. Juli 1992; Päpstlicher Rat für die Familie, Schreiben an die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen Europas über den Beschluss des Europaparlamentes in Bezug auf homosexuelle Paare, 25. März 1994; Familie, Ehe und «  de-facto  »-Lebensgemeinschaften, 26. Juli 2000, 23.

(2) Vgl. Kongregation für die Glaubenslehre, Lehrmäßige Note zu einigen Fragen über den Einsatz und das Verhalten der Katholiken im politischen Leben, 24. November 2002, 4.

(3) Vgl. II. Vatikanisches Konzil, Pastoralkonstitution Gaudium et spes, 48.

(4) Katechismus der Katholischen Kirche, 2357.

(5) Kongregation für die Glaubenslehre, Erklärung Persona humana, 29. Dezember 1975, 8.

(6) Vgl. zum Beispiel Hl. Polykarp, Brief an die Philipper, V, 3; Hl. Justin, Erste Apologie, 27, 1-4; Athenagoras, Bitte für die Christen, 34.

(7) Katechismus der Katholischen Kirche, 2358; vgl. Kongregation für die Glaubens- lehre, Schreiben über die Seelsorge für homosexuelle Personen, 1. Oktober 1986, 10.

(8) Vgl. Katechismus der Katholischen Kirche, 2359; vgl. Kongregation für die Glaubens- lehre, Schreiben über die Seelsorge für homosexuelle Personen, 1. Oktober 1986, 12.

(9) Katechismus der Katholischen Kirche, 2358.

(10) Ebd., 2396.

(11) Vgl. Johannes Paul II., Enzyklika Evangelium vitae, 25. März 1995, 71.

(12) Vgl. ebd., 72.

(13) Vgl. Hl. Thomas von Aquin, Summa Theologiae, I-II, q. 95, a. 2.

(14) Vgl. Johannes Paul II., Enzyklika Evangelium vitae, 25. März 1995, 90.

(15) Vgl. Kongregation für die Glaubenslehre, Instruktion Donum vitae, 22. Februar 1987, II. A. 1-3.

(16) Vgl. Hl. Thomas von Aquin, Summa Theologiae, II-II, q. 63, a. 1, c.

(17) Darüber hinaus besteht immer die Gefahr, dies darf man nicht vergessen,  »dass ein Gesetz, welches aus der Homosexualität eine Grundlage zur Erlangung von Rechten macht, faktisch eine Person mit homosexueller Neigung ermutigen kann, sich als homosexuell zu deklarieren oder sogar einen Partner zu suchen, um die Anordnungen des Gesetzes auszunützen«  (Kongregation für die Glaubenslehre, Einige Erwägungen bezüglich der Antwort auf Gesetzesvorschläge über die Nicht-Diskriminierung homosexueller Personen, 24. Juli 1992, 14).

(18) Johannes Paul II., Enzyklika Evangelium vitae, 25. März 1995, 73.

 
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Ho, Ho, Ho ! oder wéi mecht een eng Kultur futti?

Nodeems Chrëschtdag  riwwer ass an Ouchteren schonn virun der Dir steet, wollt ech nach eemol op den Advent zréck kommen, oder besser gesot, ob dat wat aus dem Advent gemaach gëtt.

Well mir eis Traditiounen net uechten an d’Leit vun Joer zu Joer méi zu reliéisen Analphabeten ginn, därft een sech eigentlech net wonneren iwwer alles dat wat do geschitt. A verschiddene Geschäfter kënnt de Kleeschen nach laang no dem  6. Dezember, um Radio gouf d’Chrëschtkëndchen  schonn laang duerch de Santa Claus ersat den do Reklamm fir Kichen oder soss eppes mecht (Ho, HOOO, HOOOO !!!), je, de Kommerz iwwerrullt op eng radikal a skrupellos Manéier alles wat Niklosdag a Chrëschtdag zu Fester mat Sënn, mat Déift, Léift, Hoffnung, Fridden a Glawen mecht.  Iwwer d’“Christmas Parade“ an aner kulturell Friemkierper kënnt een och laang schwätzen a net vill Gutts soen.

Ech wär frou, wann Leit déi ähnlech gengen denken sech kéinten zu enger Initiativ zësummeschléissen, ongeféier rondrëm dëss Sujeten :

–          Respekt fir d’Traditiounen hei am Land. D’Chrëschtkëndchen ass net de Santa Claus !

–          Anhalen vun den Datumer vun dene Fester. Keen Kleeschen an de Geschäfter nom 6. Dezember!

–          Keng Schoklas-Ouchterhuesen an de Geschäfter an der Adventszäit !

–          Keng iwwerméisseg Kommerzialiséierung a Respekt vun den Traditiounen och an de Reklammen.

Ech hoffen, dat vläicht gudde Wëllen do wär wann een mat Zäit bei de Medien a bei der Geschäftswelt geng intervenéieren, fir dat dee nächsten Advent nees en aneren an méi besënnlechen  Charakter kritt.

 

 

 

 

 

 

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Verféiert Meedercher op der Plëss!

Op Vältesdag hunn eng honnert Persounen –virun allem Fraen an Meedercher – op der Plëss e « flashmob » organiséiert fir géint d’Gewalt géint d’Fraen ze demonstréieren (de Lieser entschëllegt w.e.g. déi offensichtlech Contradictioun tëschent der Notioun vu « flashmob » an dem séngem organiséierte Charakter, mä sou wor et nun eemol).

Ennert denen Leit déi do woren, woren eng ganz Rei vun den Haaptexponentinnen vum Feminismus zu Lëtzebuerg. Direkt organiséiert gouf dat Ganzt – de Medien no – vun enger neier ONG mam Numm « LGVI ». Ennert dem Numm hunn ech awer am « Régistre de Commerce » keng Organisatioun fonnt, wees also och net wen d’Grënnungsmemberen oder d’Comitésmemberen sinn. Och kann ech hei nach keng Detailer zu den Statuten, dem Zweck  oder der Finanzéierung vun där Organisatioun ginn.

Dëss Initiativ wor Deel vun enger weltwäiter Campagne déi vum Eve Ensler initiéiert gouf. Déi Campagne heescht « One Billion rising » a soll duerch Danz, Gesang, etc…. en Zeechen géint d’Gewalt géint d’Fraen setzen. D’Madame Ensler an hir Matstreiderinnen wëllen drunn erënneren dat – hirer Aschätzung no – all drëtt Fra op dëser Welt op d’mannst eemol am Liewen soll Affer vu sexuellen Belästegungen, Iwwergrëffer oder souguer Gewalt ginn.

Aus enger Rei vu Grënn hat ech awer keen positiven Androck vun där Manifestatioun. Ech wëll hei erklären firwat.

1.     Opportunitéit an d’Wiel vum Datum

Den éichten ass, dat et schonn zwee international Deeg ginn un dem allgemeng oder och spezifesch un d’Gewalt géint d’Fraen erënnert gëtt. Den een ass den internationalen Fraendag den 8. März an den aneren ass den « Internationalen Dag géint d’Gewalt géint d’Fraen », de 25. November. Och wann de Problem vun der Gewalt géint Fraen leider reeëll ass an op kee Fall därf verharmlost ginn, sou froen ech mech awer op et noutwendeg ass, dat lo och nach ën drëtten Dag, de 14. Februar, soll dobäi kommen fir un dee Problem ze erënneren. Mir schéngt dat net zwéngend néideg. Vläicht wollt d’Madame Ensler jo och nëmmen eppes fir hir eegen Publicity maachen.

Niewebäi bemierkt erfëllt den internationalen Männerdag, den all Joers dë 19. November ass, bei wäitem net déi selwecht Funktiounen. Den Dag soll net un d’Gewalt géint Männer erënneren oder ieren dogéint protestéieren, mä en ass just nëmme geduecht fir un d’Gesondheetsproblemer vun de Maenner an de Bouwen ze erënneren an ausserdem – an vläicht virun allem – un d’Wichtegkeet vun der Gläichberechtegung tëschent de Geschlechter. En ass also näicht anecht a näicht méi wéi en Alibi-Dag den soll d’Impressioun ginn, dat jiddereent vun denen zwee Geschlechter säin eegenen Dag hätt.

Mä zréck bei de 14. Februar. Firwat, sou kann een sech froen, ass den « One Billion rising – day » grad op den Datum geluegt ginn ? Fir mech gëtt et do zwou Uersaachen.

Déi éicht ass dat de 14. Februar den Dag vun der Léift ass an traditionnell am Zeechen vun der Heterosexualitéit gefeiert gëtt. De Mann schénkt senger Fra Blummen, d’Koppelen ginn raus iessen, maachen sech kleng oder grouss Cadeauën, an sou virun.  Am Groussen a Ganzen gëtt den Dag iwwer d’Medien e positivt a romantescht Bild vun der heterosexueller Bezéiung vermëttelt – natierlech zum Deel och aus kommerziellen Grënn.  D’Initiatorinnen vun dem « One Billion Rising Day » kommen awer aus der lesbescher Bewegung a stéieren sech – wéi et bei hinnen heescht – un der « Zwangsheterosexualitéit ». D’Romantik muss also gebrach ginn an den heterosexuelle Leit soll d’Freed un hirer Léift geholl ginn. Dowéinst gëtt den Dag  dann d’Gewalt an de Mëttelpunkt gestallt  an gläichzäiteg ginn d’Fuerderungen vun de lesbeschen, homosexuellen oder nach aneren, net klassesch heterosexuellen, Liewensformen erhuewen. Publizisteschen Zweck ass dat op Vältesdag, amplaatz dat iwwer d’Léift tëschent Mann a Fra geschwat gëtt, iwwer d’Geschlechtergewalt vum Mann géint d’Fra diskutéiert gëttt. RTL an d’Wort hunn do voll mat gemaach.

Wen et net gleewt, den sief just drunn erënnert, dat d’Madame Ensler jo och d’Autorin vun de « Vagina Monologen » ass, en eminent feministescht Theaterstéck dat um Buedem vun der Gender-Theorie steet an der Heterosexualitéit alles aanecht wéi gutt gesënnt ass. Wat d’Madame Ensler  mecht, ass mat Sëcherheet am propagandistesch-feministesche Sënn a muss och op dem Niveau analyséiert ginn.

Déi zweet Uersaach ass, dat de Vältesdag mat engem chrëschtlechen Hëllegen a Verbindung bruecht gëtt, eben mam  hëllegen Valentin. Déi lénk politesch Bewegungen, zu denen och déi lesbesch an aner LGBT Associatiounen zielen, sinn awer anti-chrëschtlech an anti-kierchlech agestallt. D’Wiel fir dese Protest op en Dag ze leeën, den d’Leit mat engem Hëllegen a Verbindung brengen – egal op et den lo ginn huet oder net an, wa jo, wen hien genee wor – schwächt alt nes d’Ausstrahlungskraaft vun dem Dag an ënnerhielegt och dee chrëschtleche Message vun der (heterosexueller) Léift.  Dem Lëtzebuerger Wort wor dat awer och egal-  wort.lu wor alt nes dobäi!

2.     Déi aner Säit vun der Wouerecht gëtt bewosst verleegent

Aus Grënn vun der Eierlechkeet  wëll ech op dëser Plaz ausdrécklech drunn erënneren, dat et och Gewalt vu Fraen géint Männer a Kanner gëtt. Doriwwer gëtt allerdéngs sou gutt wéi ni geschwat – a wann, da meeschtens fir de Phänomen kleng ze rieden an/oder  d’Affer lächerlech ze maachen.

Ech soen et nach eemol : ech gehéieren net zu denen déi d’Gewalt géint Fraen verleeegnen, verharmlosen oder net wëllen doriwwer schwätzen. A ville Länner vun der Welt geschitt Schreckleches an och hei zu Lëtzebuerg kann natierlech keng Gewalt géint en aanere Mënsch gutt geheescht ginn.

Ech soen awer och : dat gëllt fir jiddereen! Dee feministesche Credo vun der souwuel statistesch wéi och kierperlech dominanter Männergewalt wëll ech konsequent hannerfroen an demontéieren. Dofir wäert ech ëmmer nees op dee Sujet agoen an och Literatur zu dem Thema recommandéieren.

Am Abléck wëll ech hei just een rezenten Artikel aus dem « Spiegel » zitéieren. Als politesch lénks Zäitschrëft huet dat vläicht bei Verschiddenen méi Gewiicht, wéi dat wat ech soen.
(http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,718585,00.html).

 

3.     De Credibilitéitsfiasko vun “Infomann”

 

Bei dem “flashmob” wor och de Vertrieder vun dem neien Männerbüro “Infomann” an huet virun der Kamera  déi feministesch Theorien iwwer d’Männergewalt rofgebied – no mengem Gefill op eng vollkommen onkritesch Manéier.

Lo verstinn ech nach besser firwat an fënnef Méint nëmmen eng 40 Männer an dëse neie Service gaange  sinn (d’Zuelen kënnen liicht variéieren, ganz genee wees ech se net méi ). Ech kann mir och bal net virstellen, dat een als normale Mënsch zweemol op sou eng Plaz geet, wou een als Mann spiert, dat et do considerabel Credibilitéitsdefiziter gëtt.  “Infomann“ wor als Iddi net schlecht, mä ech sinn iwwerzeegt, dat déi Saach muss ganz aanecht ugepaakt ginn, wann si soll eng Chance an eng Zukunft hunn.

Conclusioun   

De Fazit vun dem „flashmob“ ass fir mech, dat do vill Mënschen  a virun allem vill jonk Meedercher hi gaangen sinn, déi iwwer d’Hannergrënn vun dem Politikum net genuch informéiert waren. Dat si géint d’Gewalt géint d’Fraen wëllen demonstréieren, kann ech aus der Perspektiv vun denen Meedercher gutt verstoen. Net entschëllegen kann ech den Mëssbrauch den d’Berufsfeministinnen mat denen Meedercher dreiwen – wëll hir Agenda ass eng ganz aner. Fir mech sinn vill vun denen Meedercher, hiren Enthusiasmus an hiren Idealismus,  politesch vun denen Feministinnen fir hir Zwecker mëssbraucht ginn.

 

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Serie vun Artikelen vum Här Dr. Robert Thill-Heusbourg zum Thema Euthanasie: „Die Grenze als Ort der Erkenntnis – über die moderne Euthanasie der Vernunft“

An denen nächsten Deeg publizéieren ech op dësem Blog eng Rei vun Artikelen vum Här Dr. Robert Thill-Heusbourg zum Thema Euthanasie. Och wann dat Gesetz leider virun e puer Joeren gestëmmt gouf, sou bleift et awer onmoralesch. D’Euthanasie ass lo legal, mä si gëtt ni legitim. Als Politiker den sech a sengem politeschen Denken un grondleeënden Aussoen vum kathoulesche Glawen orientéiert, ass et meng Flicht weider géint d’Euthanasie a géint d’Ofdreiwung anzetrieden och wann déi Gesetzer scho gestëmmt sinn.  An enger éichter Phas geet et drëm dë Mënschen déi moralesch Froen virzestellen an ze erklären déi mat dësen zwee Doudesgesetzer verbonne sinn, an der Hoffnung, dat si och kënnen dovun iwwerzeegt ginn fir Widderstand ze leeschten. Laangfristeg politescht Zil muss et natierlech sinn fir déi Gesetzer enges Daags nes kënnen ofzeschafen.

Den Här Dr. Robert Thill-Heusbourg ass Neurolog a Psychotherapeut am Hôpital Saint-Louis zu Ettelbréck. Hien ass en unerkannte Spezialist an dëse Froen. Hei ass seng Biographie: http://www.thill-heusbourg.lu/test/wordpress/?page_id=104

„Die Grenze als Ort der Erkenntnis

 Über die moderne Euthanasie der Vernunft

 von Dr. Robert Thill-Heusbourg*

 

In Bezug auf die bald bevorstehenden zweiten parlamentarischen Abstimmungen zu Palliativmedizin-und Euthanasie-Gesetz erinnert mich die jetzige politische Situation in Luxemburg an eine Kurzgeschichte von Bert Brecht „Wenn Herr K. einen Menschen liebte“ : „Was tun Sie“, wurde Herr K. gefragt, „wenn Sie einen Menschen lieben?“ „Ich mache einen Entwurf von ihm“, sagte Herr K., „und sorge, daß er ihm ähnlich wird.“ „Wer? Der Entwurf?“ „Nein“, sagte Herr K., „der Mensch.“ (1)

 

In wenigen Wochen wird unser Parlament also aller Wahrscheinlichkeit nach einem Gesetzesentwurf zur Euthanasie und Beihilfe zur Selbstötung Gesetzeskraft verleihen, der die moralischen und philosophischen Grundstimmungen unserer Gesellschaft radikal ändern wird im Sinne der erwähnten Kurzgeschichte von Brecht. Die Philosophie des Gesetzes nimmt hier nicht Mass am Menschen, sondern der Mensch muss Mass nehmen an der Philosophie des Gesetzes und ihrer Vordenker.

 

Wenn dieses schlechte Gesetz mit seinen schlechten Anwendungsmöglichkeiten gestimmt wird, so haben wir das im Rahmen der demokratischen Beschlussfassung zwar zu respektieren, müssen es aber nicht gut heissen. Wir müssen im Gegenteil alles daran setzen, dass möglichst viele Menschen noch besser über die Möglichkeiten der Palliativmedizin informiert werden, denn nur sie gibt eine (medizinische) Anwort auf allgemein menschliche und medizinische Fragen am Ende des Lebens.

 

Wir müssen auch mehr dafür arbeiten, dass die Irrwege im Denken und Handeln bezüglich der Tötung von Mitmenschen und der Beihilfe zur Selbsttötung, welche der Formulierung dieser Gesetzestexte vorausgegangen sind und in diesen Texten konkret Gestalt angenommen haben, von immer mehr Menschen als solche erkannt und folglich dann auch nicht mehr benutzt werden.

Wenn unser „moderner“ Staat jetzt auf Antrag einer sogenannten „grünen“ (hier stand einmal die Idee einer nachhaltigen, nicht utilitaristischen Enwicklung unserer Gesellschaft am Ursprung der Bewegung) und einer sogenannten „sozialistischen“ (hier stand einmal die Idee eines solidarischen Gemeinwesens am Ursprung der Bewegung) Partei erneut eine Lizenz zum Töten vergeben will und dafür im Sinne einer  Verschleierung den weissen Mantel der Medizin missbraucht, damit möglichst vielen Menschen möglichst wenige Gedanken und Bedenken kommen, dann sollten wir fortgesetzt Einspruch erheben.

Wir erheben Einspruch dagegen, dass die Pallativmedizin auch von dieser Regierungskoalition in Geiselhaft genommen wurde und dass das Gesetz zur Palliativmedizin noch immer nur in – sachlich und philosophisch nicht gerechtfertigter – Verbindung mit dem Euthanasiegesetz diskutiert und legislativ abgehandelt werden soll. Die Zeit, die hier vertan wurde, steht in diesen Monaten in einem direkten Zusammenhang mit nicht respektierter Lebenszeit von ganz konkreten  Patienten am Lebensende, denen wir für die ihnen verbliebene Zeit ein Mehr an Lebensqualität aus niedrigen Motiven schuldig geblieben sind.

Wir erheben Einspruch dagegen, dass die Medizin im Euthanasiegesetz dafür  missbraucht wird, um nicht-medizinische und ideologische Inhalte in die Medizin und in unsere Gesellschaft einzuführen. Euthanasie ist ein medizin-fremder Gedanke, der von der grossen Mehrheit der Ärzte abgelehnt wird und der die Therapieoptionen nicht bereichert, sondern  entscheidend beschneidet.

Wenn diese Gesellschaft erneut eine Lizenz zum Töten vergeben will (die Todesstrafe wurde ja bei uns gerade auf besonderes Betreiben von „grünen“ und „sozialistischen“ Politikern geächtet, die christlich-soziale Partei hat in der Zwischenzeit wenigstens aus ihrer einst unkritischen Haltung der Todesstrafe gegenüber gelernt) dann sollte diese Gesellschaft auch – in Analogie zur Praxis der paramedizinischen Tötungspraxis im Rahmen des US-amerikanischen Todesstrafenvollzugs – den neuen Beruf des para-medizinischen Tötungstechnikers einführen, denn hierfür braucht man keine lange und teure Ausbildung.

Die Vereinigungen der US-amerikanischen Ärzte und Krankenpfleger haben sich vor Jahren schon offiziell dagegen entschieden, dass ihre Mitglieder an der Exekution durch die Gift-Spritze (Vorgangsweise und Rezept entsprechen im übrigen auch der in unseren Nachbarländern gängigen und in unserem Land geplanten Euthanasie-Praxis) teilnehmen, da sie – aus gutem Grund – befürchten, dass die Teilnahme und Mitwirkung  von Ärzten und Krankenpflegern an der Todesstrafe ihre gesellschaftliche Akzeptanz erhöhen könnte, da man ja bislang davon ausgehen konnte, dass alle ärztlich geplanten, durchgeführten oder auch nur begleiteten Handlungen  als ethisch und moralisch besonders reflektiert gelten konnten, der Arzt sozusagen einem moralischen Gütesiegel entsprach. Diese Qualitätsbescheinigung durch eine pseudo-medizinische Inszenierung sollte der Todestrafe laut diesen Berufsvereinigungen nicht zugute kommen.(2,3)

Und gleiches gilt natürlich für die pseudo-medinische Inszenierung der Euthanasie und der Beihilfe zur Selbsttötung. Alle Politiker und alle Bürger, welche dieses Gesetz befürworten, sollten den Mut haben, zu sagen, dass es hier um das Recht auf einen schnellen Tod bzw. vor allem auf ein schnelles Getötet-Werden geht und dieses ist keine Aufgabe der Medizin. Das Recht auf einen „guten Tod“ ist ein primäres Menschenrecht und wird am besten im Rahmen der Palliativmedizin berücksichtigt und verwirklicht. Wo Ärzte und Krankenpfleger aus Unwissenheit oder Fahrlässigkeit der Verwirklichung dieses Menschenrechts auf einen „guten Tod“ entgegenstehen, sollten wir diese benennen und besser ausbilden. Die vielen, die auch heute noch schlecht und unbegleitet sterben, sterben so nicht          w e g e n  ungenügender medizinischen Möglichkeiten sondern  t r o t z   genügender medizinischen Möglichkeiten.

Viel zu oft sind leider auch Ärzte und Krankenpfleger auch allgemein menschlich nicht ausreichend ausgebildet, vorbereitet und willens, dem Sterbenden einen „guten“ und begleiteten Tod zu ermöglichen und mitzugestalten. Aber gleiches gilt für die Familienangehörigen der Patienten. Alle auch durch geduldiges Zuhören und Reden unbeeinflussbaren Euthanasiewünsche, die mir in meiner nun zwanzigjährigen Berufstätigkeit angetragen wurden, stammten ausnahmslos von überforderten und ungeduldigen Familienangehörigen, die den Anblick und das Begleiten „ihres“ Sterbenden nicht ertragen konnten und wollten, sogar wenn dieser in kurzer Zeit und ohne Schmerzen wohl begleitet von einem palliativ eingestellen multidisziplinären Team seine letzten Tage verbrachte.

Wenn der Sterbende seine bisherigen Funktionen für die Zurückbleibenden augenscheinlich und unwiederbringlich eingebüsst hatte, so sollte auch seine Existenz beendet werden, und zwar am besten „sofort“, wie viele sich erschreckenderweise ausdrückten. Die Unfähigkeit einerseits, sich  qualifiziert und nicht nur oberflächlich mit dem eigenen Leben und Sterben auseinanderzusetzen und ideologisch auf „fit, gesund, schön und funktionierend“ fixierte Lebensdefinitionen andererseits spielen hier unheilvoll zusammen.

Wie wir aus allen Umfragen unter Politikern und Bürgern wissen, hält sich eine Mehrheit  in Sachen Pallativmedizin für hinreichend informiert, um die Notwendigkeit und Tragweite dieses Euthanasiegesetzes beurteilen zu können. Wenn wir aber die konkreten Antworten auf medizinische Fragen in diversen Strassenbefragungen, öffentlichen und privaten Diskussionen und in politischen Stellungnahmen genauer analysieren, dann staunen wir über das Ausmass an fehlendem Sachwissen einerseits  und an nur sehr schwach ausgebildeter Selbstkritik andererseits bei der grossen Mehrheit der Euthanasie-Befürworter. Der Anfang November ausgestrahlte Beitrag von Nordliicht-TV zu diesem Thema illustrierte auf erschreckende Art und Weise Verantwortungsdefizite gepaart mit Ahnungslosigkeit auch bei sogenannten Entscheidungsträgern.

Mit dem neuen Euthanasie-Gesetz erhalten die Ärzte ein Mehr an Verantwortung und an Macht, mit dem umzugehen sie weder medizinisch noch menschlich ausgebildet sind, sodass dies nicht nur eine grosse Belastung und Gefahr für sie selbst, sondern auch für ihre Patienten und die ganze Gesellschaft darstellt. In einer grossen wissenschaftlichen Studie hat der Münchner Professor für Palliativ-Medizin G. Borasio 2004 die Ergebnisse einer Befragung unter neurologischen Chefärzten in Deutschland vorgestellt. 32% waren der Meinung, dass es illegal sei, Schmerzmittel in Dosierungen zu geben, die das Risiko der Atemdepression mit möglicher Todesfolge beinhalten. 45 % bezeichneten auch die medizinisch indizierte  Behandlung der terminalen Atemnot mit Morphin als Euthanasie (Tötung auf Verlangen). 60 % waren beunruhigt über die Möglichkeit, wegen  des Abbruchs lebenserhaltender Massnahmen einer kriminellen Handlung angeklagt zu werden und 47 %  bezeichneten ihre eigene Ausbildung für die Begleitung in der Terminalphase als „mässig bis schlecht“.(4)

 

Es stellt sich hier die nicht sarkastisch gemeinte Frage, ob die Gesellschaft im Rahmen der nun anstehenden Euthanasie-Planungen die für die Sterbebegleitung nachweislich ungenügend ausgebildeten Ärzte noch einer Sonderausbildung im Töten unterziehen sollte oder ob gerade diese schlechte Ausbildung nicht die beste Voraussetzung für die Durchführung der Euthanasie darstellt. Die Gefahr, dass sich auch schlecht ausgebildete Ärzte weniger Fragen stellen als sie sollten, ist gross und unterscheidet sich nur in den möglichen Konsequenzen, nicht aber im Grundsätzlichen von der Situation anderer Berufsgruppen.

 

Derzeit schaut es aber so aus, dass auch eine optimal ausgestaltete und ausgestattete Pallativmedizin die Befürworter der Euthanasie nicht umstimmen könnte, denn es geht ihnen um das Recht, den schnellen Tod zu geben und deswegen reden Ärzte und Euthanasiebefürworter so oft aneinander vorbei. In der Medizin am Lebensende begleiten wir und lassen sterben und das ist kein Weg der schnellen Schritte und des „Machens“. Hier beginnt ein geduldiges Miteinander in gegenseitiger Aufmerksamkeit.

 

Auch die vor kurzem veröffentlichte letzte grosse Allensbach-Umfrage (5) zu diesem Thema in Deutschland unterschied sich in ihrer demagogischen Fragestellung nicht von den hier in Luxemburg durchgeführten. Mit Fragen im Stil von „Wollen Sie, dass Menschen, die vor ihrem Tod schreckliche Schmerzen erleiden müssen, durch eine Spritze zum Sterben geholfen werden kann?“ erschafft man sich die vorher gewünschte Zustimmung. Dass die  Möglichkeiten der Palliativmedizin hier nicht einmal mehr erwähnt werden, zeigt nur, dass es sich im Kopf der Fragesteller eigentlich schon nicht mehr um einen medizinischen, sondern nur mehr um einen ideologischen Zusammenhang handelt.

 

Es geht der Mehrzahl unserer Politiker und Euthanasie-Befürworter leider  nicht um Palliativmedizin  o d e r   Euthanasie, wie wir (allzu) lange geglaubt haben, sondern um Palliativmedizin  u n d   Euthanasie, wobei letztere auf den Schienen der Palliativmedizin in unserer Gesellschaft an Boden gewinnen will, als zwei philosophisch und technisch völlig voneinander getrennte „Optionen“, wie ein jeder seinen Lebensweg „frei und würdig“ beeenden könne. Diese Worte deshalb hier noch in Anführungszeichen, da ein wirklich autonomer Mensch die Gestaltung seines Todes eigentlich ohne die Abhängigkeit von der Bestätigung eines Ärztekollegiums planen könnte.

Die Diskussionen der letzten Monate und insbesonders die letzten Änderungsanträge der Gesetzesvorschlagsautoren Err/Huss haben klar gezeigt, dass eine Trennung  im sachlichen und sprachlichen Bereich  notwendig sein wird. Wir haben irrtümlich geglaubt, dass wir nur bessere Ärzte werden müssten um die Menschen besser im Sterben  begleiten zu können und somit den Wunsch nach Euthanasie überflüssig zu machen. Wir haben (vergeblich) versucht, den Befürwortern der Euthanasie die Abläufe im medizinischen Qualitätsmanagement nahezubringen, um sie davon zu überzeugen, dass erst eine korrekte Evaluierung der jetzigen Sterbekultur die Voraussetzungen und Grundlagen schaffen könnte, mit denen man die Euthanasie-Diskussion im richtigen Rahmen führen könnte.

 

Paul Tillich hat gesagt, dass die Grenze der eigentlich fruchtbare Ort der Erkenntnis sei.(6) Wir haben durch diese Grenzüberschreitungen etwas Wichtiges  gelernt, aber wir haben einfach aneinander vorbei geredet. Wenn wir auch  zuletzt über die irreführende und manipulierende Fragestellung der Allensbacher Umfrage empört waren und uns fragten, wieso denn auch diese Fragesteller das (korrekte) Junktim mit der Palliativmedizin unterliessen, so zeigte es diese letzte Erhebung ganz klar, dass dieses Junktim gar nicht vergessen oder gar unterschlagen wurde, sondern für die Fragesteller im jetzigen gesellschaftspolitischen Kontext einfach nicht mehr gegeben war.

Es geht also nicht darum, dass die Gesellschaft und unser Parlament zu entscheiden haben, ob sie Palliativmedizin  o d e r  Euthanasie wollen, denn das wäre ja eine rein medizinische Frage, bei der die gut ausgebildeten Ärzte wissen, dass erstere die zweite medizinisch überflüssig macht. Da die Gesellschaft und unser Parlament aber eigentlich aus nicht-medizinischen Gründen entschieden haben, dass sie Palliativmedizin  u n d   Euthanasie wollen, ist es klar, dass sie die Argumente der Palliativmedizin nicht mehr erreichen können, da die Argumentationsebenen eben nicht mehr die gleichen sind. Die Euthanasie sollte so als Fortsetzung der Palliativmedizin  mit anderen Mitteln gelten. Aber wenn die Frage keine medizinische mehr ist, wieso sollten sich dann überhaupt die Mediziner an ihrer Beantwortung beteiligen?

Der französische Philosoph André Glucksmann zitierte vor kurzem in einem Grundsatzartikel, („Typhons Schreckgespenst, Töte deinen Nächsten wie dich selbst“) der auch im Rheinischen Merkur erschienen ist (hier fungiert unser Premierminister sogar als Mit-Herausgeber…), Papst Johannes Paul II mit dem bekannten Satz: „Der Nihilismus ist, ehe er noch im Gegensatz zu den Ansprüchen und Inhalten des Wortes Gottes steht, Verneinung der Humanität des Menschen und seiner Identität“ (Fides et ratio) Heute erwachse die Gefahr aus einer Vernunft, die sich für schwach hält und auf ein Begreifen der Wirklichkeiten verzichte. Letzlich sündige die Vernunft nicht mehr aus Überheblichkeit, sondern aus selbstmörderischer Entsagung und säe unter den Postmodernen einen Haß gegen das Denken aus. Diese moderne Euthanasie der Vernunft könne dem Glauben keinerlei Nutzen bringen, wie Benedikt XVI. ausdrücklich betont. Sie öffne im Gegenteil dem herrschenden Nihilismus Tor und Tür, da sie es nicht mehr wage, das Falsche als falsch und das Böse als böse zu brandmarken. Die Geschmäcker seien eben von Natur aus verschieden, so laute ihr Credo und sie frage auch nicht mehr nach den wesentlichen Tabus der Kulturen. Eine Vernunft, die es sich versage auszusagen, versage es sich auch anzuklagen und kapituliere vor der Willkür. Der Nihilismus verkünde nicht nur die Relativität der Güter und Werte, sondern, noch radikaler, die Relativität des Bösen, indem er sich bemühe, das Böse unsichtbar, unsagbar und undenkbar zu machen. Soweit André Glucksmann und die letzten Päpste. (7)

Es geht nun ja nicht nur darum, dass man ein persönliches Recht in Anspruch nehmen wolle, Todeszeitpunkt und zu einem gewissen Teil auch Todesart selbst auszuwählen und zu bestimmen, dieses Recht besitzt ja eigentlich schon jeder von uns.Es geht darum, dass der Einzelne das Recht haben will, getötet zu werden, wenn er des Lebens müde ist und dass die Gesellschaft über den Weg von Gesetzen und Verordnungen für die Organisation und Abwicklung dieses Vorgangs durch „Spezialisten“ Verantwortung übernimmt.

Das Ende der medizinischen Bemühungen um ein menschenwürdiges Sterben findet aber statt im Rahmen der ambulanten und stationären  Palliativmedizin, und dies hat nichts mit dem bösen Wort des „acharnement palliatif“ (8) zu tun, wie es von dem belgischen Euthanasie-Befürworter Dr Lossignol des Institut Bordet immer wieder gern, zuletzt auch hier in Luxemburg, gebraucht wird. Es ist deshalb auch gar nicht erstaunlich, wie eine hochentwickelte Tötungskultur wie in den Niederlanden oder Belgien parallel zu einer hochentwickelten Palliativmedizin entstehen kann. Beide haben nämlich nichts miteinander zu tun; erstere hat mit Ideologie zu tun, letztere nur mit Medizin.

Euthanasie ist eine Pseudo-Antwort auf eine vermeintlich medizinische Frage, die so nie von der Medizin gestellt wurde. Die weltanschaulichen Fragen aber mitten im Leben, zum Zeitpunkt eines nur subjektiv so empfundenen Ende des „würdevollen“ Lebens oder am auch im medizinischen Konsens so definierten Ende des Lebens bedürfen einer anderen Antwort der Gesellschaft, die sich allerdings dann nicht aus falsch verstandener Scham oder mit Bedacht unter dem weissen Mantel der Medizin verstecken darf, nur damit die gesellschaftliche Akzeptanz erhöht wird und die wahre Absicht  verschleiert wird.

Ein weiteres aktuelles  Beispiel für die ideologische Willkür der Euthanasie -Befürworter ist die  versuchte Umwidmung des Allerseelentags zum „Welttag für das Recht auf einen würdigen Tod“ durch die französische „Association pour le droit de mourir en dignité“. Wie es Jean Leonetti  im La Croix-Interview  kürzlich so treffend kommentierte, müsste es hier richtigerweise ganz schlicht heissen, „Welttag der Euthanasie-Befürworter“, denn die Würde gehöre allen Menschen und niemand habe das Recht, sie für seine Zwecke zu instrumentalisieren.

« L’Association pour le droit de mourir dans la dignité (ADMD) présente l’euthanasie comme un acte de courage et de liberté mais ce n’est pas ce que je vois dans les demandes de mort et de suicide assisté que je rencontre. Dans ces demandes, on n’est pas dans le registre du courage, mais de la détresse de personnes malades. Ce ne sont pas non plus des situations de liberté: ceux qui demandent à mourir le font parce qu’ils souffrent énormément ou se sentent abandonnés.

Autrement dit, ils ont le « choix » entre une impasse de vie et la fuite dans la mort: ce n’est pas ce que j’appelle la liberté. La liberté, c’est celle de pouvoir changer d’avis, alors que l’euthanasie, elle, est irréversible. Un chiffre est révélateur à cet égard: les trois quarts des personnes qui font une tentative de suicide et sont sauvées ne récidivent pas. Avec cette initiative et ces revendications, on se trouve donc face à un leurre, mais, pour bien le comprendre, il faut distinguer deux cas de figure.

Les demandes de mort peuvent survenir soit en phase terminale d’une maladie, lorsque le patient n’a plus que quelques jours ou quelques semaines à vivre, soit en cas de maladie grave et incurable mais sans que la mort soit imminente, comme pour Chantal Sébire. Dans le premier cas, la loi du 22 avril 2005 répond à quasiment toutes les situations.

Si la personne souffre, on peut augmenter les doses de médicaments, même si cela a pour effet secondaire d’abréger sa vie. On peut aussi l’endormir à l’aide de sédatifs ou arrêter un traitement maintenant artificiellement sa vie s’il le demande. La loi dit aussi que, dans ces circonstances, la qualité de la vie prime sur sa durée.

En résumé, la légalisation de l’euthanasie est ici inutile. Toutefois, dans un souci de pédagogie – le texte de 2005 étant mal connu et mal appliqué aujourd’hui -, on pourrait proposer une modification du code de déontologie médicale, afin de bien préciser ce qu’est un traitement d’accompagnement, comme la sédation. L’arrêt de traitements n’est en aucun cas l’arrêt de soins.

Qu’en est-il dans le deuxième cas de figure, lorsque la mort n’est pas imminente ?

On se trouve alors dans la situation où la personne revendique le droit de mourir en disant : « C’est mon choix, ma liberté, je veux mourir, aidez-moi à le faire. » Dans cette hypothèse, la personne peut se suicider, c’est un « droit liberté », mais pas un « droit créance » vis-à-vis de la société. En d’autres termes, la société n’a pas à assumer ce geste pour elle. Chantal Sébire s’est suicidée, c’était son choix personnel respectable, mais la société n’avait pas à l’ériger en loi.

Vouloir contrôler la vie et la mort est une erreur, largement développée dans l’opinion. Là encore, l’affaire Sébire est révélatrice: d’un côté, on avait la simplicité de l’émotion et de l’image de la douleur; en face un raisonnement qui accepte la complexité d’une situation particulière. Mais l’image est plus forte que la pensée.

Pourtant, je suis assez confiant. Deux grands mouvements traversent actuellement notre société: d’une part, une demande individuelle de plus en plus forte, où la revendication de chacun est vécue comme un droit; de l’autre une quête de sens: sens de la vie, de la solidarité, du lien. Il ne faut pas sous-estimer ce second mouvement, très profond. J’ajoute que l’euthanasie pouvait en effet apparaître comme légitime lorsqu’il n’y avait pas de réponse à des souffrances atroces.

Cette attitude pouvait paraître moderne, mais avec le développement des soins palliatifs, on n’en est plus là. Le « prendre soin » est la véritable attitude de modernité. Il est faux de dire, comme le fait l’ADMD, que les deux systèmes peuvent coexister. Ils sont en réalité incompatibles parce qu’ils renvoient à des valeurs radicalement différentes. En légalisant l’euthanasie, on se place sur le terrain de la certitude, de l’individu, de la rupture; avec les soins palliatifs, on est sur celui du doute, du collectif, du lien. La société ne peut porter ces deux conceptions fondamentales en même temps en son sein. » (9)

Die Fragen Euthanasie und medizinische Hilfe zur Selbsttötung einerseits und Palliativmedizin andererseits haben nur insofern miteinander zu tun als dass das Erleben und die Wahrnehmung von menschlichem Leid den gemeinsamen Ausgangspunkt bilden; dann trennen sich ihre Wege und sie können sich auch niemals ergänzen, denn ihre Grundauffassungen vom Umgang und von der Ehrfurcht vor dem menschlichen Leben widersprechen sich und schliessen sich gegenseitig aus. Es ist einer der grössten Fehler der verantwortlichen Politiker dieses Landes, diese beiden Gesetzestexte zeitlich und inhaltlich miteinander verbunden zu haben.

Dass der belgische Euthanasie-und (!) Palliativ-Mediziner Dr. Lossignol sich in einem kürzlich erschienen Artikel stolz  und erfreut darüber äussert, dass neben der Beschreibung der Kunst des Heilens nun auch die der Kunst des guten Tötens Eingang in den Codex der Berufspflichten der belgischen Ärzte gefunden hat (10), ist eigentlich nur ein weiteres trauriges Beispiel dafür, wie der ärztliche Berufsstand, der über Jahrtausende als Garant für Solidarität und Fürsorge beispielgebend war, nun im 21. Jahrhundert im Namen der Ideologie und des Zeitgeistes seine eigene Identität preisgibt und damit den allgemeinen Werteverfall weiter fördert. Der Tötungsakt wird erstmalig im Lauf der Geschichte als medizinische Handlung bezeichnet: « l’ultime acte médical proprement dit de l’acte d’euthanasie ou de l’assistance au suicide“ heisst es auch ganz lapidar in der Begründung der parlamentarischen Gesundheitskommission zum 5. Abänderungsantrag zum Artikel 14 vom 5. November 2008. Und das gleiche gilt für die ärztliche Beihilfe zur Selbsttötung. Ein Arzt aber, der den Suizid vollstreckt, raubt geradezu die therapeutischen Optionen und der Psychiater, der – ganz im Gegensatz zur klassischen psychiatrischen Haltung – den Suizid für eine sinnvolle Alternative hält, wird zum Vollstrecker. Das Schweigen der Berufsgruppe der Psychiater unseres Landes zu diesem infamen Gesetz hat viele Menschen überrascht und erschreckt.

„Ein Verbrechen hört dadurch, dass es zum Gesetz erhoben wird, nicht auf, ein Verbrechen zu sein.“ (11) Oskar Loerkes Aussage gilt auch heute noch und hier. Und um ein dreifaches Verbrechen geht es in diesem Gesetz. Ein konkreter Mensch wird mit Duldung des Gesetzes von einem Arzt unter Missachtung aller bisher geltenden Leitbilder und Aufgaben der Solidar-Gemeinschaft und des ärztlichen Berufsstandes bewusst getötet.

Wenn das Gesetz zu Euthanasie und Beihilfe zur Selbsttötung demnächst im luxemburgischen Parlament gestimmt wird, dann sollten unsere Volksvertreter auch den Mut haben, ihre Absichten nicht mehr mit dem weissen Mantel der Medizin zu verklären. Mit der Einführung eines neuen Berufsstandes des para-medizinischen Tötungsbeauftragten wären die verschiedenen Aufgabenfelder hinreichend voneinander abgegrenzt und jeder könnte sich nach seiner eigenen Auffassung von Würde zu Tode bringen lassen, ganz ohne das Lügen-Märchen von der Euthanasie als notwendiger „medizinischen“ Ergänzung zu einer vermeintlich versagenden palliativen Medizin.

Ich will mit einem zweiten Zitat von Bertolt Brecht schliessen. „Der warme Wind bemüht sich noch um Zusammenhänge, der Katholik“, schreibt er – wohl ironisch – in seinem 1. Psalm. (12) Brecht hatte diese literarische Gebetsform der Israeliten sehr früh für sich wiederentdeckt und hält hierzu schon 1920 in seinem Tagebuch fest: „Ich muss noch einmal Psalmen schreiben. Das Reimen hält zu sehr auf. Man muss nicht alles zur Gitarre singen können“.(13) Die beschriebenen Zusammenhänge zu erkennen und sie zu berücksichtigen ist im übrigen die Aufgabe aller Menschen und nicht nur die der von Brecht hier erwähnten Katholiken.

*Neurologe und Psychotherapeut

Hôpital Saint Louis

Ettelbruck

Luxemburger Wort, 24. November 2008

Literatur:

 

1.Brecht Bertolt, Geschichten vom Herrn Keuner – Zürcher Fassung. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2004

 

2. Gawande A et al., Physicians and Execution —Highlights from a Discussion of Lethal Injection , New England Journal of Medicine,

2008 Jan 31;358(5):448-51.

 

3. Annas GJ,  Toxic tinkering–lethal-injection execution and the Constitution.New England Journal of Medicine, 2008 Oct 2;359(14):1512-8.

 

4. Borasio GD et al,  Einstellungen zur Patientenbetreuung in der letzten Lebensphase. Eine Umfrage bei neurologischen Chefärzten, Der Nervenarzt 2004, 75 (12) :1187-1193

 

5. Allensbacher Berichte , Einstellungen zur aktiven und passiven Sterbehilfe,  Umfrage 10023, Juli 2008, Nr. 14, 2008

 

6. Tillich Paul, Auf der Grenze, Stuttgart 1962, S.9

 

7. Glucksmann André, Typhons Schreckgespenst, Töte deinen Nächsten wie dich selbst, Rheinischer Merkur, 32/2008, 7.8.2008

 

8. Lossignol Dominique, Soins palliatifs : option ou obligation? Texte transmis par l’ADMD-Lëtzebuerg  pour information aux membres de la Chambre des Députés  le 30 septembre 2008. Texte publié en janvier 2000 sous le titre « Parfois, au nom de l’Humanité, le décès est la seule issue»

 

9. Leonetti Jean, Interview avec Denis Ledogar, La Croix, 30 octobre 2008

 

10. Lossignol Dominique, Euthanasie et techniques palliatives en fin de vie, Le Journal du réseau cancer de l’Université Libre de Bruxelles, numéro 8, 200788

 

11. Loerke Oskar, Tagebücher 1903-1939, Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung, Darmstadt

 

12. Brecht Bertolt, Der erste Psalm, Werke. Große kommentierte Berliner und Frankfurter Ausgabe. Band 11: Gedichte

 

13. Brecht Bertolt, Tagebuch-Notiz vom 31. August 1920, Werke. Große kommentierte Berliner und Frankfurter   Ausgabe.  Band 26 : Tagebücher  1913-1922″

 

 

 

 

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Pour le peuple malien, pour la paix au Mali!

Wann een sou d’Zeitungen kuckt  da gesäit een, dat sech um lénke politesche Bord de Widderstand géint den militäreschen Asaz am Mali lues a lues forméiert. Do sinn all Argumenter gutt  fir de Krich géint den Terror als en neien Akt vun Imperialismus a Kolonialismus ze stiliséieren.

Déi eng soen et oppen, déi aaner vläicht méi verstoppt. De CLAE zum Beispill mecht op sengem nächsten „Festival des migrations et des cultures“ Musek „pour le peuple malien, pour la paix au Mali„. Gott wees, wat domat gemengt ass. Fridden am Sënn vun den  Terroristen oder Fridden am Sënn vun der UNO an der EU? Fir de Fridden si mir jo all, mä fir wéi een wann-ech-gelift? Fridden ënnert der Scharia oder Fridden ënnert enger legitiméierter an international unerkannter Regierung? Et gëtt do gewëssen Ennerscheeder.

Mä well mir all d’Musek gär hunn an all fir de Fridden sinn, wëll natierlech och „Déi konservativ Säit“ e musikalesche Bäitrag fir de Fridden am Mali leeschten.

Hei ass en:

Mir wënschen denen couragéierten franséichen an alliéierten Truppen Erfolleg an hirem Asaz a mir bieden fir si.  Si sollen hir Schluechten gewannen a méiglechst keng eege Verloschter ze bekloen hunn.

Vive la France! Que Dieu protège les forces françaises et alliées au Mali!

 

 

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D’Piraten fuerderen de Contraire vun dem wat se fuerderen!

D’Piraten hunn also nes méi staatlech Transparenz gefuerdert. Ech geng normalerweis net op déi Presskonferenz agoen well si fir déi politesch Diskussioun näicht Sënnvolles oder Neies bruecht huet, mä zwee Aspekter fannen ech awer interessant genuch fir e Kommentar ze maachen.

Den éichten ass, dat d’Piraten de Fonctionnement vum Stat iwwerhaapt net verstinn. De Prozess an dem Gesetzer entstinn ass och lo schonn souwuel transparent wéi ëffentlech. D’Chamber, d’Chambres professionnelles de Staatsrot an selbstverständlech d’Regirung selwer maachen hir Projeten, Propositiounen, Avisen a Kommentaren public, inklusiv d’Rapporten vun de  Chamberkommissiounen. Och ONGen (Nët-Regierungsorganisatiounen) an aner interesséiert Kreeser schreiwen  geleeëntlech Contributiounen déi och publizéiert ginn an kënnen mat consideréiert ginn.  D’Piraten wëllen awer dat souguer an der Entstehungsphas vun engem Projet alles ëffentlech ass. Dat ass vollkommen onrealistesch a souguer kontraproduktiv well dat jo nëmmen zu engem enormen Duercherneen bei enger Mültitüd vu verschiddenen Texter an verschiddenen Stadien vun hirer Elaboratioun féiert. Och dréit nach keen fir sou Vir-vir-Projeten an initial Iwwerleeungen eng politesch Verantwortung. Sou Iddien gengen de Gesetzesviirbereedungsprozess héchstens lähmen.

Och d’Finanzkontroll ass geregelt a si gëtt vun der Chamber an der Zësummenaarbecht mat der Cour des Comptes ausgeféiert. Do léisst sech secher nach munches verbesseren – zum Beispill duerch bedeitend méi Kompetenzen fir de Rechnungshaff ( Kompetenz fir d’Kontroll vun de Gemengen, Analys vu Gesetzesprojeten am Viirfeld vun der parlamentarescher Aarbecht) – awer secher net doduerch, dat einfach laang Zuelelëschten publizéiert ginn. Mir brauchen virun allem méi analytesch Kompetenz.

Dat zweet ass, dat de Piraten hir schrëftlech Propositiounen  dem Text vun hirer mëndlecher Presskonferenz oppe widderspriechen.  Si hunn dat Hamburgecht Transparenzgesetz, dat ech hei verlinkt hunn,  http://www.luewu.de/gvbl/2012/29.pdf, fir hir eegen Gesetzespropositioun einfach bal komplett an ouni vill Verännerungen ofgeschriwwen.

De Punkt ass, dat am Hamburgeschen Gesetz genee déi Saachen déi si verlaangen, NET virgesinn sinn, an dat si dat dann och nach blannemännerchers mat ofschreiwen!

Beispill 1 (Entwürfe der Regierung)- Piratentext:

„§ 6 – Schutz öffentlicher Belange

(1) Von der Informationspflicht ausgenommen sind die unmittelbare Willensbildung

der Regierung, Entwürfe, vorbereitende Notizen und vorbereitende Vermerke.

(2) Ebenfalls von der Informationspflicht sollen ausgenommen werden

1. Entwürfe zu Entscheidungen sowie Arbeiten und Beschlüsse zu ihrer

unmittelbaren Vorbereitung, soweit und solange durch die vorzeitige Bekanntgabe

der Informationen der Erfolg der Entscheidungen oder bevorstehender

Maßnahmen vereitelt würde.“

Beispill 2: (Geschäftsbezéiungen) – Piratentext:

„§ 7 – Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse

(1) Betriebs- und Geschäftsgeheimnisse sind alle auf ein Unternehmen bezogene

Tatsachen, Umstände und Vorgänge, die nicht offenkundig, sondern nur einem

begrenzten Personenkreis zugänglich sind und an deren Nichtverbreitung der

Rechtsträger ein berechtigtes Interesse hat. Ein berechtigtes Interesse liegt vor,

wenn das Bekanntwerden einer Tatsache geeignet ist, die Wettbewerbsposition

eines Konkurrenten zu fördern oder die Stellung des eigenen Betriebs im

Wettbewerb zu schmälern oder wenn es geeignet ist, dem Geheimnisträger

wirtschaftlichen Schaden zuzufügen.

(2) Informationen und Vertragsbestandteile, die Betriebs- oder

Geschäftsgeheimnisse enthalten, unterliegen der Informationspflicht nur, soweit

das Informationsinteresse das Geheimhaltungsinteresse überwiegt.

(3) Bei Angaben gegenüber den Behörden sind Betriebs- und

Geschäftsgeheimnisse zu kennzeichnen und getrennt vorzulegen. Das

Geheimhaltungsinteresse ist darzulegen. Bei der Veröffentlichung oder der

Information auf Antrag sind die geheimhaltungsbedürftigen Teile der Angaben

unkenntlich zu machen oder abzutrennen. „

Och d’Etüden déi fir de Staat gemaach ginn, kënnen ausdrécklech nëmmen ënner denen Viirbehalter a Conditiounen publizéiert ginn, déi an dem Gesetz an gläich e puer Paragraphen stinn.

Allgemeng wëll ech awer nach virun all ze vill Transparenz warnen. Sëcher huet de Bierger seng Rechter an de Stat schafft fir de Bierger. Op där aner Säit huet de Bierger awer och Flichten géintiwwer dem Stat den als demokratesch legitiméiert  Organisatiounsform d’Emsetzung vum  „bien commun“ soll garantéieren. An de Schutz vun dem gemeinsamen a Gesamt-Interessi ass och e Wäert den een net därf aus den An verléieren.

Och an der Transparenzdebatt gëllt et, bei aller Suerg ëm d’Rechter vum Bierger op Informatioun,  fir ëmmer och Verantwortungsgefill an en zolitte  Sënn fir staatlech Interessien ze behalen.

Dobäi därfen déi privat Interessien vun de Bierger an de Schutz vun hirer Privatsphär ni ze kuerz kommen. Ech well awer net, dat d’Transparenz zu engem politesche Fetisch gëtt. Mir landen dann iergendwéini bei schwedeschen Zoustänn wou et och net méi vill Privatsphär gëtt, mol net méi bei de Steieren a beim Akommes vun de Privatpersounen.

 

 

 

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Juncker Riot II: Asyl zu Lëtzebuerg och fir déi Paräiser „Kënschtlerinnen“?

Am Artikel „Juncker Riot“ hat ech den Här Juncker dofir kritiséiert, datt hien zu Moskau dem Här President Putin offréiert hat fir de „Sängerinnen“ vum Grupp „Pussy Riot“ politeschen  Asyl zu Lëtzebuerg ze ginn.

Zur Erënnerung un den blasphemeschen Optrëtt vun denen Dammen vu Pussy Riot zu Moskau hei eng Video-Opzeechnung aus der Erléiser-Kathedral:

Gëschter huet  ë Grupp vun der feministischer Organisatioun „Femen“ an der Kathedral Notre-Dame zu Paräis  eng ëffentlech Provokatioun  organiséiert an dem seng Memberen  hallef plakeg an der Kierch hir Sloganen gejaut hunn, reliéis Handlungen lächerlech gemaach  an mat hëlzene Klëppelen op déi nei Klacken vun der Kathedral geschloen hunn, dorënner och op déi vun där eis Groussherzogin Giedel ass. Ech huelen mol un, dat vu verschiddene Leit den Optrëtt lo als „Percussioun“ interpretéiert gëtt, sou wéi dat Gejäiz vu Pussy Riot zu Moskau zum „Gesang“ erklärt gouf.

No eegenen Aussoen wollten déi Dammen fir Aennerungen an der Kierch antrieden, de Récktrëtt vum Poopst Benedikt feieren, wéi och de positive Vote iwwer d’Homosexuellebestietnis am franséichen Parlament. Hei ass de Video vum Optrëtt:

 

RTL.lu huet vun enger „Attaque“ geschwat, fir tageblatt.lu hunn si „gefeiert“. D’Wort huet keng Wierder fonnt an alt léiwer näicht gesot. Dat verstinn ech  och.

Well wann den Här Juncker de Memberen vu „Pussy Riot“ wëll Asyl zu Lëtzebuerg ginn, firwat dann net och gläich denen do Dammen?  Emmerhinn sinn si vun der franséicher Police ofgeféiert ginn…  Den Här Juncker, den grad zu Paräis wor, hätt dem Här President Hollande an dem franséiche Vollék kënnen offréieren fir si direkt mat engem Bus mat op Lëtzebuerg ze brengen! Ech si sëcher, dat vill vun eisen franséiche Noperen dee Geste appreciéiert hätten, sou ongeféier wéi d’Russen vun där Pussy-Riot-Initiativ begeeschtert woren.

Et därf een sech froen, wéi dacks mir eis nach mussen gefale lossen dat eis chrëschtlech Kierchen an eis Relioun – ob orthodox oder kathoulesch – vun sou Leit profanéiert ginn. Si hunn keng Spur vu Respekt fir déi Gleeweg an déi Wäerter déi hinne wichteg sinn. Fir mech sëtzen d’Memberen vu Pussy Riot vollkommen zu Recht am Prisong. An ech sinn lo gespaant fir ze gesinn  ob a wéi déi franséich Justiz op den Optrëtt vu gëschter reagéiert.

Aktualiséierung: Haut (15.02.13) ass bekannt ginn, dat eng Rei vu Plainten géint déi Bedeelegt gemaach goufen, ënner anerem wéinst Stéierung vun der Gebietsrouh, Beschiedegung vun enger neier Klack a Kierperverletzung.  Interessant ass dat de franséichen Bannenminister an de Buergermeeschter vu Paräis, allenzwee Sozialisten, den „Optrëtt“ veruerteelt hunn (kath.net).  Emsou méi interessant ass et fir ze gesinn wéi déi lëtzebuergesch Sozialisten sech an der Affär „Pussy Riot“ an an der Affär Notre-Dame positionnéieren. D'“tageblatt“ hat jo gesot, déi Dammen hätte „gefeiert“.

Anscheinend haten déi Gréng (EELV – Europe Ecologie les Verts) am Paräiser Gemengerot proposéiert fir déi dräi bekannteste Memberen vum Grupp  „Pussy Riot“ zu Eierebiergerinnen vu Paräis ze maachen. (d’Nadejda Tolokonnikova, d’Maria Alekhina an d’Ekaterina Samoutsevitch). Dëss Propositioun soll awer lo den 13. Februar 2013 diskutéiert a refuséiert gi sinn. D’Fro nom eventuellen Zësummenhank tëschent där Decisioun an  der Profanéierung vun Notre-Dame de Paris den Dag virdrun (12. 02. 2013) duerch feministesch Aktivistinnen därf och hei gestallt ginn.

An dem Text vun der Petitioun vun denen franséiche Gréngen (op change.org) heescht et:

Pour rappel, ces trois musiciennes du groupe artistique féministe russe Pussy Riot ont été condamnées, le 17 août 2012 (…)  pour avoir prononcé une prière anti-Poutine à l’occasion d’un concert donné en février dernier à la cathédrale du Christ-Sauveur de Moscou.“

De „Concert“ ass um éichten Video uewen ze gesinn. Fir mech ass dat do alt nes e schéint Beispill dofir, wéi déi Gréng mat der Wouerecht ëmginn.

 

 

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E Lieserbréif vum Här Jerry Colbach zum Thema Feierdeeg an de Schoulen

Kommentar: dëse Bréif ass aus dem Joer 2009 a gouf net an eiser Press publizéiert  – mat der Ausnahm vun enger Zeitung,  déi allerdéngs dofir  keng Erlaabnis vum Auteur  hat. De Bréif ass nach ëmmer aktuell an zirkuléiert um Spaweck. Mat der frëndlecher Erlaabnis vum Här Colbach publizéieren ech säi Bréif op dësem Blog.

Zu dem selwechte Sujet hat ech am November 2009 eng „Question parlementaire“ gestallt. Ech setzen déi, mat der Aentwert vun der zoustänneger Ministech, hannert dem Här Colbach säi Bréif. 

 

„Zwee nei Feierdeeg hei zu Lëtzebuerg?

Ausnamsweis machen ech mengem Ierger Loft an der Sprooch déi meng Elteren mir bäibruecht hunn an dat ass Lëtzebuergesch, obwuel et hei zu Lëtzebuerg zur Gewunnecht gin ass sech mëndlech wéi schrëftlech an iergend enger Friemsprooch
auszedrécken, éischter wéi op Lëtzebuergesch.
Firwat? Ma well mir als Lëtzebuerger an engem klenge Land wéi eisem geléiert goufen Rücksicht ze huelen op déi aner, sech unzepassen an sech a méi wéi nëmmen enger Sprooch fléissend kënnen auszedrécken.

Am Prinzip ass dat jo eng nobel a luewenswert Astellung, an huet dozou gefouert, dass eng Onmass Fransousen joerelaang bei eis schaffe kommen ouni och nëmmen déi klengsten Ustrengung ze machen fir e puer vun de wichtegsten Ëmgangsformen an der
Sprooch vun dem Land ze léieren wou en seng Sue verdinge kënnt. Firwat sollten Sie sech ustrengen eis Sprooch ze léieren, wou sie et dach vun eis sou liicht gemaach kréien?

Eis Politiker rullen hinnen de rouden Teppech aus, fir Sie op Lëtzbuerg ze kréien, Sie kréien an allen erdenkleche Sproochen all wichteg Informatiounen an de Grapp gedréckt, fir dass Sie
nëmmen kee Lëtzebuerger mussen ëm Rot froen, fir gewuer ze gin wou d’Krankekess ass a wéi en sech muss uleeën fir Chômage ze kréien.

Dat selwecht gëllt fir vill Däitscher, Belsch, Portugiesen an neierdéngs och Matbierger vum Balkan. Et ass hei net meng Absicht pauschal all auslännesch Matbierger an een Dëppen ze geheien, ech wëll villméi e puer Situatiounen uschwätzen, déi mat den Hoer erbäi gezun sinn.

Déi italienesch Migranten waren déi éischt déi virun méi wéi 100 Joer a grousser Zuel op Lëtzebuerg koumen, fir hei ze wunnen, ze liewen an ze schaffen. Sie sinn zu enger Zäit komm, wou d’Lëtzebuerger am allgemengen an och d’Politiker vun deemols de Kapp nach op der Plaz haten wou en higehéiert – op de Schëlleren.

Haut kritt en vun Dag zu Dag ëmmer méi den Androck verschidden Leit wieren vum Lemmes gebass, wéissten nët méi wou se hierkommen. Den Italiener sin deemools keng sou Gonschten erwisen ginn, et gouf eng „Vogel friss oder stirb“ Politik bedriwen, déi d’Migranten sou ze soen gezwongen huet sech unzepassen.
Hier Kanner sinn an d’Schoul komm, sie hu probéiert mat ze schwammen, ze verstoen an sie hunn séier verstan, dass Sie besser haten eis Sprooch ze léieren, fir hei zu Lëtzebuerg kënnen ze iwerliewen.

Et sinn deemools keng Elterenversammlungen an 3 verschidden Sproochen ugebuede ginn,  et sinn och keng deier héichglanz Brochuren gedréckt ginn, déi de Migrantekanner d’Vokablen,
d’Verben a sonstegt Léierinhalter an hirer Mammesprooch, wéi um sëlwer Plateau zerwéiert hunn.

Ech héieren elo schon d’Kommentaren vun der Asti a vun anere „Guddmënschen“, déi kommen a mat Sätz ronderëm sech geheien, wou Wieder dra fierkommen wéi – Rassist, Diskriminatioun, Gläichberechtegung, Rechter fir Auslänner, Integratioun a.s.w. Sie hu Recht, well wann Sie sech nët ganz fréi schon fir d’Rechter
vun de Migranten agesaat hätten, da wieren mir haut nët do wou mer sinn.

Ma wou si mer dann eigentlech!?

An denen allermeeschten Geschäfter, muss en all Sproochen beherrschen, ausser Lëtzebuergësch, obwuel a leschter Zäit en Trend sech bemierkbar mecht, den weist, dass verschidden Patron-en sech dofir asetzen, dass hier auslännesch Ugestallten e bësse Lëtzebuergesch léieren. Et ass nie ze spéit fir eppes gudd ze machen.

Dass mer am Sënn vun enger gréisstméiglechster Gerechtegkeet probéieren eisen auslänneschen Matbierger d’Liewen hei zu Lëtzebuerg sou liicht wéi méiglech ze man, dat ass novollzéibar. De Staat finanzéiert eng intensiv Integratiounspolitik an d’Äntwert ass oft:

„Mer huelen wat de Sozialstaat eis bidd, mee et kann keen eis forcéieren eis ze integréieren!?“ oder anescht ausgedréckt: „Mir wëllen eis zwar nët integréieren, mee mir hunn awer Rechter,
zumindest déi selwecht Rechter wéi d’Lëtzebuerger, an deelweis esouguer méi Rechter!?“

Neierdéngs därfen eenzel auslännesch Schüler an der Primärschoul, pardon an der Grondschoul, wann se grouss sproochlech Problemer hunn, esouguer eng Sprooch ewechloossen,
an dat mam offiziellen Segen vun der Madame Delvaux.
Dass kee Mënsch esou eng Moossnam eeschtlech fir sech oder säi Kand beansprucht, dat ass wuel kloer,  mee huet jeemools e lëtzebuerger Schüler de sproochlech Problemer hat einfach duerften eng Sprooch ewegloossen?

Nee, hien huet d’Schouljoer nach eng Kéier gemach a geléiert, dass een sech muss ustrengen!

Lëtzebuerg gëllt nach ëmmer zu bal 98 % als réimesch-katoulescht Land an dat bréngt mat sech, dass mir zu Lëtzebuerg ganz bestëmmten festgeluechten Feierdeeg hun, déi all Lëtzebuerger därfte bekannt sinn. Neierdéngs gëtt et nach 2 weider Feierdeeg déi bis haut keen kannt huet, an zwar den 27. an 28. November.
Do ass e verleet ze froen: „A wat fir een Hellegen gëtt dann do gefeiert?“

D’Educatiounsministesch, d’Madame Delvaux perséinlech huet e Bréif erausginn, wou am ganze Land d’Léierpersonal
an der Grondschoul opgefuedert gëtt, de 27. an 28. November d’Feelen an der Schoul vun Kanner, déi der musulmanescher Gemeinschaft ugehéieren, ze entschëllegen an ze akzeptéieren!
Et handelt sech bei denen zwee Deeg ëm e wichtegt reliéist Fest an der musulmanescher Gemeinschaft, an zwar ass et d’Fest vum „Aid – la fête du sacrifice d’Abraham.

Reliounsfräiheet ass e grousse Privileg, den Generatiounen vu Leit virun eis nët haten a mir mussen eis dofir asetzen, dass all Mënsch en onufechtbart Recht op Reliounsfräiheet huet, an trotzdem huet de Bréif vum 12. November 2009 vun der Madame Delvaux e ganz batteren Bäigeschmaach.

Relioun ass prinzipiell eng Privatsaach, obwuel an eise Schoulen nach ëmmer Relioun als Fach ugebueden gëtt. Leit aus musulmanesche Länner kommen aus fräie Stécker op Lëtzebuerg, an Sie hunn d’Recht hire Glawen ze liewen sou wéi hier Relioun dat viergesäit. All klengt Kand weess, dass et heescht: „Andere Länder – andere Sitten“ soubal een a friem Länner geet. Néierens gëtt et déi Situatioun, dass ech meng Sitten a Gebräicher an der Waliss
ka mathuelen, an an der Friemt dann en Usproch drop därf stellen.

Dass Musulmanen, kee Schwéngefleesch iessen ass jiddwerengem bekannt,mee dass et an de Schoulen haut de Brauch ass,
dass bei de Schnéiklassen, bei Grillfester oder soss schouleschen Ausflich, speziell gekacht gëtt fir musulmanesch Kanner,
dat grenzt u pure Luxus, besonnësch dann wann net-musulmanesch Kanner kommen an sech beschwéieren,
dass de Schwéngsschnëtzel zéi ass wéi eng Masette a froen fir den méi zarten Kallefsschnëtzel därfen z’iessen. Sie kréien dat nët erlaabt, ganz einfach wëll dann jiddwereen de besseren Kallefsschnëtzel giff iessen, mee déi sinn leider ofgezielt a fir déi musulmanesch Schüler reservéiert! Dat ass keen Eenzelfall a gëtt ze bedenken!

Eis Feierdeeg si gesetzlech festgeluecht a jiddwereen ass virum Gesetz gläich gestallt. Et wier interessant der Madame Delvaux hir éierlech Argumentatioun ze héieren, firwat dass elo esou eng Ausnam gemach soll ginn.
Kommen déi musulmanesch Schüler de 6. Dezember, op Christihimmelfahrt an de fräien Oktav-Pilgerdag an d’Schoul
sëtzen oder sinn sie dann och fräi? Firwat hunn déi italienesch Kanner kee Recht de 6. Januar doheem ze bleiwen fir d’Fest vun der Epifania ze feieren? an Italien e gesetzleche Feierdag? Firwat därfen déi italienësch a portugiesësch Kanner nët doheem bleiwen fir den 8.Dezember d’Fest vun der Immacolata ze feieren, an hire Länner e gesetzleche Feierdaag zu Éieren vun der Maria Empfängnis. Dëst nëmmen fir e puer Beispiller ze nennen.

All net-musulmanesch Schüler kréie vun der Madame Delvaux also net d’Recht den nächsten 27. an 28. November an der Schoul ze feelen. Wat ass wa Kanner do sinn déi e Monni, e Cousin oder soss e Familljemember hunn, den der musulmanescher Gemeinschaft ugehéiert?

Wann dann an der Famill gefeiert gëtt, därf dat Kand dann nët un dem wichtegen Fest deelhuelen?  a mat wat fir enger Rechtfäerdegung, wëllt Dir Mme Delvaux esou engem net-musulmanesche Kand dat verbidden? A wann och net, wou ass hei eng Grenz ze zéien. Wann op eemol all Kand an sengem familiären Ëmfeld e Musulman huet, den dat Fest feiert, da kënne mer vläicht am Sënn vun enger grousser religiéiser a kultureller länneriwergräifender Integratiounspolitik direkt d’Schoulen hei zu Lëtzebuerg de kommenden 27. an 28. November zou machen.
Wann dat musulmanescht Kand hei zu Lëtzebuerg nieft sengen offiziellen Feierdeeg och nach de Kleeschen,
d’Krëschtkëndchen an all aner Helleger därf matfeieren, firwat sollen eis chrëschtlech-katoulësch Kanner nët och d’Recht
hun d’Fest vum Abraham sengem Sacrifice matzefeieren.

Affaire à suivre?

Jerry Colbach“

 Question parlementaire

Sprinkange, le 20 novembre 2009

Monsieur le Président,

Conformément à l’article 81 du règlement de la Chambre des Députés, je souhaite poser la question urgente suivante à Madame le ministre de l’Education nationale :

D’après les Informations qui nous reviennent, dans un Courrier adressé aux présidents d’un comité d’école, Madame le ministre de l’Éducation nationale écrit :

„J’ai l’honneur de vous informer que cette année la fête de l’Aïd (la fête du sacrifice d’Abraham) a lieu le 27 ou le 28 novembre 2009. Comme iI s’agit d’une fête religieuse très importante de la communauté musulmane, je vous prie d’informer vos collègues de bien vouloir accepter les justificatifs écrits des parents pour l’absence en classe de leur enfant soit le vendredi 27 novembre, soit le samedi 28 novembre. “

La loi du 6 février 2009 relative à l’obligation scolaire prévoit dans son article 16 consacré aux absences et dispenses: „Les seuls motifs légitimes sont la maladie de l’enfant, le décès d’un proche et le cas de force majeure. “

Par ailleurs, selon le calendrier scolaire retenu dans le règlement grand-ducal du 10 juin 2008, les journées du 27 et 28 novembre 2009 ne font pas partie des jours de congé ou de vacances.

Dans ce contexte, je souhaite poser les questions à Madame le ministre de l’Éducation nationale:

1. Madame le ministre n’est-elle pas d’avis qu’à travers le courrier ci-dessus, elle invite les présidents des comités d’école, et au-delà l’ensemble du corps enseignant de l’enseignement fondamental, à transgresser la loi du 6 février 2009? Dans le cas contraire, sur quelle base légale Madame la ministre s’appuie-t-elle pour pouvoir donner de telles instructions ?

2. Des instructions similaires ont-elles été communiquées aux directeurs des lycées ?

3. Madame le ministre s’apprête-t-elle à autoriser les absences à l’occasion de fêtes religieuses importantes à tous les enfants faisant partie des communautés religieuses autres que la communauté catholique?

4. De quelle manière les enfants absents aux cours pour des motivations religieuses pourront-ils rattraper ces cours? Les enseignants seront-ils invités à ne pas prévoir des devoirs en classe (tests) durant les jours tombant sur une fête de l’une des communautés religieuses présentes au Luxembourg?

5. Madame le ministre envisage-t-elle d’accorder d’autres dérogations à des élèves faisant partie de Communautés religieuses, par exemple pour les cours de biologie, notamment en matière de sexualité et de renseignement de la théorie de l’évolution, en matière d’éducation morale, éthique ou sexuelle ou pour les cours mixtes d’éducation sportive, y inclus les cours de natation?

Veuillez agréer, Monsieur le Président, l’expression de mes salutations distinguées,

Fernand Kartheiser,

Député

Aentwert vun der Regierung

 

Luxembourg, le 24 novembre 2009

Monsieur le Président de la Chambre des Députés

19, rue du Marché-Aux-Herbes

L-1728 Luxembourg

Réponse de la Ministre de l’Éducation nationale et de la Formation professionnelle à la question parlementaire N°264 du 20 novembre 2009 de Monsieur le Député Fernand Kartheiser.

La loi du 28 novembre 2006 portant transposition de la directive 2000/43/CE du Conseil du 29 juin 2000 relative à la mise en œuvre du principe de l’égalité de traitement entre les personnes sans distinction de race ou d’origine ethnique proscrit à l’article 1er toute discrimination directe ou indirecte fondée sur la religion ou les convictions, l’handicap, l’âge, l’orientation sexuelle, l’appartenance ou non appartenance, vraie ou supposée, à une race ou une ethnie.

Vu que les élèves de confession catholique bénéficient des jours de congés officiels pour assister aux fêtes religieuses qui les concernent, il me semble approprié que des élèves adhérant à d’autres religions puissent faire valoir une excuse valable pour la participation à l’une ou l’autre fête religieuse importante, à condition que la communauté religieuse concernée sollicite mon accord au préalable ce qui a été le cas dans la présente situation.

Des instructions similaires ont été communiquées aux directeurs des lycées.

Il ne m’appartient pas d’autoriser a priori des absences d’élèves.

J’ai demandé aux titulaires et régents de considérer la participation à la fête religieuse de la Communauté musulmane comme une excuse valable et ceci à la suite d’une requête qui m’a été transmise par l’Assemblée de la Communauté musulmane du Grand-Duché de Luxembourg.

Pour toutes les absences d’élèves, les dispositions usuelles règlent le rattrapage des cours et, le cas échéant, des devoirs en classe.

Je n’ai pas l’intention de prévoir une dérogation au devoir d’assistance aux cours de certaines matières pour des élèves faisant partie de communautés religieuses.

Mady Delvaux-Stehres

Ministre de l’Éducation nationale et de la Formation professionnelle

 

 

 

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